Nicht immer den Namen wert

»Jugend trainiert für Olympia« fehlt die Stimmung, dem Starterfeld die sportliche Ausgeglichenheit

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 2 Min.
Jessica Przytula dribbelt mit dem Ball auf das Tor zu. Eine Spielerin der gegnerischen Mannschaft stürmt hinter ihr her und stößt sie auf den Boden der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle, die bis auf Schulmannschaften, Lehrer und Schiedsrichter leer ist. Es laufen die Platzierungsspiele im Frühjahrsfinale von »Jugend trainiert für Olympia«. »Handball ist zwar ein harter Sport, aber man darf trotzdem den Spaß nicht verlieren«, kommentiert Jessica aus Baden-Württemberg den Körpereinsatz. Am Ende springt für sie und ihre Mitschülerinnen vom Gymnasium Walldorf ein neunter Platz heraus. Die Walldorferinnen, als einer von 16 Schul-Landesmeistern qualifiziert, haben sich das Bundesfinale in Berlin etwas anders vorgestellt. »Wir haben auf mehr Zuschauer und Stimmung gehofft, aber die gibt es hoffentlich bei der Abschlussfeier«, erzählen Julia Petrat und Julia Strifler. Bei den gestrigen Finalveranstaltungen in der Berliner Max-Schmeling-Halle mit anschließender Party trafen die rund 3500 Teilnehmer aus 336 Schulmannschaften, die ihre Wettkämpfe im Schwimmen, Tischtennis, Gerätturnen, Basket-, Volley- und Handball in 18 verschiedenen Sportstätten austrugen, gesammelt aufeinander. Unterbringung, Verpflegung sowie An- und Abreise werden aus Länderkassen und mit Sponsorengeldern finanziert, so dass den Schulen die Teilnahme erst ermöglicht wird. Der Sportlehrer Claus-Dieter Lorenz freut sich aber auch aus anderem Grund über den Start seiner Realschule aus Bad Segeberg: »Das ist eine tolle Sache, weil es sehr schwer ist sich gegen die Sportschulen zu qualifizieren.« Die Bad Segebergerinnen schafften es nur zum Bundesfinale, weil sämtliche Schülerinnen in Handballklubs trainieren. Talente werden nicht in Schulen sondern vielmehr auf Vereinsebene gefördert. »Uns stehen lediglich rund 1000 Euro im Jahr für Sportausrüstung zur Verfügung. Wir haben sechs Handbälle. Das Geld reicht nicht aus und es gibt nicht mal eine Handball-AG«, schildert Lorenz die Situation. Mit gemischten Gefühlen bewertet auch Maik Nowak, Lehrer am Sportgymnasium in Leipzig, die Veranstaltung. »Den Schülern macht "Jugend trainiert für Olympia" sicherlich Spaß und sie können sich Berlin anschauen. Aber der sportliche Wert entspricht nicht immer dem Namen«, bemängelt Nowak, dessen Schülerinnen die Bremer Landesmeisterinnen mit 21:3 besiegten, die unterschiedlichen Voraussetzungen. An Sportschulen wird ein Vielfaches trainiert und mit den Sportvereinen zusammengearbeitet. Der Spagat zwischen Schule und Leistungssport ist an normalen Lehranstalten einfach zu groß. »Das ist ein Schulwettbewerb und keine Olympiaförderung.« »Für die jungen Nachwuchstalente ist das Bundesfinale in Berlin dennoch ein motivierendes Erlebnis«, resümiert Walter Nicolay, Lehrer von Jessica am Gymnasium in Walldorf. »Schade ist nur, dass die Schulen, die nicht ganz vorne dabei sind, bei der Abschlussveranstaltung nicht mehr erwähnt werden.« Die vorab überreichte einzelne Urkunde wird er zu Hause für die Schülerinnen kopieren.
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