Heute feuern die Neun-Mann-Züge los

Giro-Teamzeitfahren: Gerolsteiner ambitioniert

  • Tom Mustroph, Cremona
  • Lesedauer: 2 Min.
Das erste Mal seit 1989 haben die Organisatoren des Giro dItalia mit der heutigen, der diesmaligen 5. Etappe, das Mannschaftszeitfahren wieder ins Programm genommen. Eigentlich handelt es sich dabei um eine paradoxe Teildisziplin. Ist doch einerseits für den Erfolg des Einzelnen im Gesamtklassement einzig und allein die Mannschaft verantwortlich. Anderseits kann man Teamzeitfahren als Ausdruck für die Komplexität des Radsports werten. Denn die Zeiten, in denen ein Mann allein durch seine Stärke eine Rundfahrt gewinnen kann, sind längst vorbei. Die letzten, die mit der Konkurrenz Katz und Maus spielen konnten, waren der Belgier Eddy Merckx und der Spanier Miguel Indurain. Vor allem Lance Armstrongs Erfolge beruhen auf einer präzise austarierten Mannschaft, die es dem Kapitän aus Texas ermöglichte, mit nur wenigen selbst gesetzten Stößen eine Rundfahrt zu entscheiden. Heute benötigt ein potenzieller Rundfahrtsieger die Mannschaft, damit sie gefährliche Ausreißer wieder einfängt und das Tempo hochhält, so dass kein Konkurrent entwischen kann. Er braucht sie, um selbst Temposchübe zu initiieren und das Feld zu sprengen. Er möchte auf Kletterer zurückgreifen, die ihn in den Bergen begleiten und der Konkurrenz die Attacke erschweren können. Und er ist beim Mannschaftszeitfahren schließlich auf die gesamte Mannschaft angewiesen. Team Gerolsteiner, traditionell eine gut besetzte Zeitfahrmannschaft, die bei Teamzeitfahren bislang aber meist unter ihren Möglichkeiten blieb, steht mit Stefan Schumacher im rosa Trikot nun vor ihrer bislang größten Bewährungsprobe. Die Möglichkeit, bei einem Sieg weiter die Schlagzeilen bestimmen zu dürfen, sollte letzte Kraftreserven freisetzen. Kapitän Davide Rebellin (Italien) versprach: »Wir wollen das Trikot verteidigen.« Dies schon allein deshalb, damit Schumacher seinen Schlafanzug im Koffer lassen könne. »Er hat nämlich die letzten Nächte im rosa Leibchen geschlafen«, verriet Rebellin. Heutiger Favorit ist allerdings die Mannschaft von Discovery Channel. Bis auf Neuling Danielson haben sie bereits den blauen Express bei der Tour de France für Lance Armstrong beschleunigt. Zudem will Savoldelli weitere Sekunden Vorsprung auf seine Landsleute und Hauptkonkurrenten Basso, Cunego, di Luca und Simoni (alle Italien) herausfahren. Von Bassos Team CSC sollte schärfste Gegenwehr kommen. Traditionell liefert die Mannschaft des einstigen Chrono-Königs Bjarne Riis gute Zeitfahren ab. Sie verfügt mit Basso selbst, Julich (USA) und Voigt (Berlin) über exzellente Zeitfahrer. T-Mobile hat mit Gontschar und dem Weltmeister Rogers (beide Australien) seine Spezialisten am Start. Anders als Ullrich sollten sie schon jetzt sehr fit sein. Die 38 km lange Strecke zwischen Piacenza und Cremona ist eine Hochgeschwindigkeitsstrecke. Sonnenschein und wenig Wind sind prognostiziert. Die Neun-Mann-Schnellzüge können also ungehindert losfeuern.
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