»Ich will keine Torwart-Oma werden«

Fußball-Nationaltorhüterin Silke Rottenberg träumt vom Olympiagold in Peking

  • Lesedauer: 3 Min.
Silke Rottenberg ist eine Institution in der deutschen Frauen-Fußball-Auswahl. Seit 1993 steht die 34-Jährige im Tor der Nationalelf. Gestern bestritt sie in Cottbus ihr 118. Länderspiel. Die Torhüterin, die nach dem Ende dieser Saison vom FCR 2001 Duisburg zum 1. FFC Frankfurt (Main) wechselt, war an allen großen Erfolgen der DFB-Frauen maßgeblich beteiligt. Die Weltmeisterin von 2003, Europameisterin von 1997, 2001 und 2005 sowie olympische Bronzemedaillengewinnerin von 2000 und 2004 äußerte sich im ND-Interview.
ND: Frau Rottenberg, wie oft denken Sie an China, wo 2007 die Weltmeisterschaft und 2008 die Olympischen Spiele stattfinden?
Silke Rottenberg: Noch nicht oft. Natürlich passiert das zwangsläufig, wenn wir wie in Cottbus in der WM-Qualifikation antreten. Wir gehen davon aus, dass wir uns ohne Probleme für die WM qualifizieren werden.

Sehen Sie die WM als Testlauf für die Olympischen Spiele?
Nein. Mit der Auswahl bestreiten wir dort oft Trainingslager, auch im Januar 2007 wird das sicher wieder so sein. Wir kennen dieses gewaltige Land schon ganz gut.

Sie sind Welt- und Europameisterin. Bei Olympia sprang bislang zwei Mal der dritte Platz heraus. Ist das ein Schönheitsfleck?
Das kann man so sagen. Sollten wir uns für Peking 2008 qualifizieren, erhoffen wir uns mehr. Die Goldmedaille wäre natürlich ein Traum. Aber die Weltspitze rückt immer enger zusammen.

Was erhoffen Sie sich mit Duisburg in der Meisterschaft?
Wir haben eine Chance auf den zweiten Platz. Für mich steht Turbine Potsdam praktisch als Meister fest. Alles andere würde mich sehr wundern. Es kann gut sein, dass Duisburg am letzten Spieltag meiner neuen Mannschaft Frankfurt die Meisterschaft versauen kann. Aber ich bin Profi und möchte jedes Spiel gewinnen.

Warum wechseln Sie nach Frankfurt?
Das hat mehrere Gründe. Ich will zum einen noch mal Meister werden und international spielen. In Frankfurt scheint mir das eher möglich. Die Duisburger Mannschaft braucht noch ein bisschen Zeit, die ich nicht mehr habe. Ich bin 34 Jahre alt. Mir bleiben vielleicht noch zwei, drei Jahre. Ich komme zudem nicht aus Duisburg, sondern aus der Nähe von Frankfurt. Ich muss auch an meine berufliche Perspektive denken.

Wie sieht die aus?
Ich bin derzeit Zeitsoldatin bei der Bundeswehr. Daher bin ich flexibel, was meinen Wohnsitz betrifft. Nach dem Ende meiner Laufbahn möchte ich im sportlichen Bereich arbeiten. Ich besitze die Fußballlehrer-Lizenz. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit beim DFB, der in Frankfurt sitzt. Selbst für eine neue Ausbildung wäre ich offen.

Potsdam, Frankfurt und Duisburg dominieren die Liga. Ist das nicht ein bisschen langweilig?
Ja Wir haben in der Frauen-Bundesliga eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Die drei genannten Teams sind weit enteilt. Einige Mannschaften wie Hamburg oder Bad Neuenahr klopfen oben an. Andere Vereine im Tabellenkeller sind chancenlos. Das muss sich ändern, wenn wir unser Image verbessern wollen.

Wie lange spielen Sie noch?
Solange ich fit bin und gebraucht werde. Mein großes Ziel ist Peking 2008. Allerdings ist entscheidend, welche Torhüterinnen sich außer der Potsdamerin Nadine Angerer aufdrängen. Es steht aber fest, dass ich keine Torwart-Oma werden will.

Tina Theune-Meyer wurde nach dem EM-Sieg 2005 von Silvia Neid beerbt. Wie sehen Sie den Übergang?
Er verlief nahtlos. Ich habe in Siegen früher mit Silvia Neid zusammen gespielt. Zudem arbeitete sie ja seit 1996 schon mit Tina Theune-Meyer zusammen. Es macht nach wie vor Spaß.

Wir kommen in diesen Tagen an der Männer-WM nicht vorbei. Wie sehen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft?
Ich wünsche mir, dass sie bis ins Finale kommt. Ich erwarte, dass unsere Mannschaft die Vorrunde übersteht und sich im Turnierverlauf von Spiel zu Spiel steigert. Ich kann mich jedoch auch an tollem Fußball anderer Nationen erfreuen.
Interview: Matthias Koch
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