Zizou befreit

Zinedine Zidane / Der dreifache Weltfußballer beendet seine Laufbahn bei Real Madrid

  • Lesedauer: 2 Min.
Real Madrid steckt in einer Krise. Zumindest für madrilenische Verhältnisse. Um die Meisterschaft spielt man längst nicht mehr mit. Wenn alles schief geht, wird nun am letzten Spieltag sogar noch die direkte Teilnahme an der Champions League vergeigt. Symptomatisch für die Situation ist ein beim Auswärtstreffen in Sevilla bereits feststehendes Ereignis: Für Real Madrid, den erfolgreichsten Fußballklub der Welt, wird Zinedine Zidane, der mit 75 Millionen Euro bisher teuerste Spieler der Welt, zum letzten Mal auflaufen. »Zizou« macht Schluss. Bei der WM will der dann bereits 34-Jährige auch letztmals für die französische Nationalmannschaft antreten, mit der er 1998 Weltmeister geworden war. Mit ihm geht einer, der in einer Reihe mit Pelé oder Cruyff steht. Obwohl - was bei denen mehr Genie war, ist bei dem in Marseille geborenen Sohn algerisch-muslimischer Einwanderer mehr Intelligenz. Logische und kreative. Er wirkt in der Bewegung nie so richtig schnell, aber er ist es im Denken. Und darin war der dreimalige Weltfußballer fast ein Jahrzehnt lang allen überlegen. Genauer gesagt: übersichtig. Der hochgewachsene Zidane scheint immer etwas scheu, zurückgenommen. Dazu passt seine Art Fußball zu spielen. Indem er nämlich sein Talent - und hier ist diese leidige Phrase wirklich das treffende Bild - in den Dienst der Mannschaft stellt. Übrigens nicht ganz ohne Eigennutz. Denn anders als etwa einst ein Maradona braucht ein Zidane immer ein Team, um auch selbst zu glänzen. Er ist eigentlich kein Torjäger. Eher einer, der seine Nebenleute zu Toren jagt. Wobei einer seiner Treffer allerdings auch den deutschen Zuschauern unvergessen bleiben dürfte. Der zum 2:1-Sieg im Champions League-Finale gegen Leverkusen 2002. Links angenommen, links vollstreckt. Eine schnörkellose Aktion. Für die jedoch, wie sein Teamkollege Fernando Hierro damals anmerkte, »andere Weltklasseleute fünf Versuche brauchen«. Im heimischen Bernabeu-Stadion war Zidane bereits am vergangenen Wochenende verabschiedet worden. Mit »Zizou«-Ovationen und viel Wehmut. Ein etwas müder Held machte nach dem Trubel eher den Eindruck, befreit zu sein. Michael Müller
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