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wollte Schule zensieren

Erfolgloser Protest gegen Neofaschismus-Ausstellung

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Wolfgang Hübner

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Eine Wanderausstellung »Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland«, or ganisiert von Antifaschisten der VVN- BdA und von der IG Metall, ist derzeit auf Tour. In Wolfen (Sachsen-Anhalt) rief sie die Polizei auf den Plan.

Am Mittwoch meldete sich die Kriminalpolizei bei Marie-Luise Witt. Die Leiterin der Wolfener Sekundär schule »Erich Weinert« ahnte schon, wor um es ging: Die Beamten wollten aufgrund eines »Hinweises aus der Bevölkerung« eine Ausstellung begutachten, die seit Wochenbeginn in der Schule aufgebaut wur de und für den Geschichts- und Sozialkundeunterricht der 8. bis 10. Klassen gedacht ist. Thema: Neofaschismus in Deutschland. Hinweisgeber war offenbar der Vater eines Schülers. Der Mann, dem Vernehmen nach Kreisvorsitzender der rechtsextremen DVU, war der Meinung, in der Ausstellung werde seine Partei diffamiert. Die Polizei kam, sah, fotografierte und erklärte die Schau vorübergehend für geschlossen.

Stein des Anstoßes dürfte ein DVU-Aufkleber aus dem letzten Landtagswahlkampf mit dem Text »Lass dich nicht zur Sau machen« sein. Die vom Münchener Partei- und Verlagschef Frey dirigierten und finanzierten Rechtsextremisten hatten im von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelten Sachsen-Anhalt nach einer wüsten populistischen und ausländerfeindlichen Materialschlacht 12,9 Prozent erzielt, in Wolfen sogar 17 4 Prozent.

Insofern ist die Ausstellung über Geschichte und Gegenwart von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in der Wolfener Schule genau richtig. Um so empörter sind sowohl Schulleiterin Witt und ihre Kollegen als auch die WN-BdA über den Versuch der vom Verfassungsschutz beobachteten DVU die Ausstellung untersagen zu lassen. Wenn sich die DVU durch die Darstellung und Erläuterung neofaschistischer Ideologie entlarvt fühle, dann »hat die Ausstellung durchaus die Richtigen getroffen«, äußerte WN-BdA- Bundessprecher Ulrich Schneider.

Ungeachtet der amtlichen Überprüfung erschienen gestern in der Schule der er regte DVU-Mann und eine Parteifreundin, die sich als Vertreterin der Magdeburger DVU-Landtagsfraktion vorstellte und gegen den erklärten Willen der Schulleiterin diese und die Ausstellung filmte. Marie- Luise Witt spricht von einer Unver schämtheit, die sie der Polizei mitteilte.

Die Beamten und der Schulamtsleiter fanden indes nichts Anstößiges an der Schau. Die laut WN in sechs Exemplaren kursierende, bisher nie beanstandete und bis zum Frühsommer ausgebuchte Exposition ist in der Wolfener Schule wieder geöffnet. Heute beginnt der Unterricht in der Ausstellung.

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