Warmschießen ohne Ballack

Bundestrainer Klinsmann vergibt vor Testspiel gegen Luxemburg sechs WM-Startplätze

  • Thomas Niklaus
  • Lesedauer: 3 Min.
Die WM-Teilnahme ist zwar nicht in Gefahr, aber Michael Ballack und Jürgen Klinsmann gehen im ersten Test der abschließenden WM-Vorbereitung auf Nummer sicher: Der Bundestrainer verzichtet am Sonnabend (17.00 Uhr/live im ZDF) im Länderspiel in Freiburg gegen Luxemburg auf seinen Kapitän Ballack, der seit dem Testspiel am Donnerstag gegen die Junioren von Servette Genf an einer Zerrunge des Kapselbandes im linken Knöchel laboriert. Um kein Risiko einzugehen, wird Ballack deshalb auch am Sonnabend nicht mit der DFB-Auswahl nach Freiburg fliegen, sondern in Genf unter der Anleitung von Fitnesstrainer Mark Verstegen gezielte Therapieübungen absolvieren. Der Mittelfeldstar soll erst in drei bis vier Tagen wieder voll belastbar sein und dann ins Mannschaftstraining einsteigen können. Die Position des künftigen Chelsea-Stars gegen die Luxemburger soll der Bremer Tim Borowski einnehmen, neu in die Mannschaft wird voraussichtlich der Münchner Bastian Schweinsteiger kommen. Die Entscheidung, auf Ballack in Freiburg zu verzichten, fiel am Freitagnachmittag nach einem Gespräch zwischen Klinsmann, dem Noch-Münchner und Nationalmannschafts-Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Zuvor hatte sich Ballack in Begleitung von Müller-Wohlfahrt und Nationalmannschafts-Arzt Josef Schmitt einer Kernspintomographie in einem Genfer Krankenhaus unterzogen. Offiziell sei die zuvor gestellte Diagnose bestätigt worden. Bei der Pressekonferenz am Freitagmorgen hatte Klinsmann noch davon gesprochen, dass »alles halb so schlimm« sei und er davon ausgehen, dass Ballack gegen Luxemburg spielen könne. Es war aber auf jeden Fall ein Schreck für die deutsche Mannschaft, als Ballack in der 26. Minute des Trainingsspiels umgeknickt war und wegen der Kapselzerrung ausgewechselt werden musste. Bevor der Ausfall von Ballack für das Sonnabendspiel perfekt war, richtete der Bundestrainer indes schon den Blick nach vorne. Beim ersten Länderspiel im Rahmen der knapp vierwöchigen WM-Vorbereitung will Klinsmann trotz des harten Trainingsprogramms von seiner Truppe einiges sehen: »Die Spieler müssen die taktischen Vorgaben umsetzen, die wir im Training eingeübt haben. Wir wollen schnell in die Spitze spielen. Diese Dinge müssen wir automatisieren«, forderte der 41-Jährige, der am Freitag wegen des Spiels das Training dosierte und am Vormittag sogar eine Einheit strich. Beim ersten Auftritt auf deutschem Boden nach zwölf Tagen auf Sardinien und in Genf will Klinsmann auch keine Ausreden gelten lassen: »Schwere Beine dürfen keine Entschuldigung sein. Auch wenn es durch die Müdigkeit vielleicht einige Konzentrationsfehler geben sollte, muss die Mannschaft zeigen, dass sie gewinnen will. Man muss das Bemühen deutlich spüren können.« Vom Charakter der Mannschaft ist DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der dem Team am Genfer See einen Besuch abstattete, aber schon jetzt voll überzeugt. »Man spürt, dass die Stimmung sehr positiv ist«, sagte der WM-Delegationsleiter und appellierte gleichzeitig noch einmal »an alle, Jürgen Klinsmann den Rücken zu stärken. Man spürt deutlich, dass die Arbeit der letzten zwei Jahre Früchte getragen hat. Es besteht Grund für großen Optimismus«. Nach der Partie gegen Luxemburg stehen für die DFB-Auswahl vor dem WM-Eröffnungsspiel am 9. Juni gegen Costa Rica noch die Länderspiele in Leverkusen gegen Japan (30. Mai) und in Gladbach gegen Kolumbien (2. Juni) auf dem Programm. Die sportliche Leitung will nach Aussage von Klinsmann alle drei Spiele nutzen, »um zu experimentieren. Wir werden variieren und möglichst vielen Spielern eine Einsatzchance geben.« Auch gegen Luxemburg soll das Auswechselkontingent von sechs Spielern ausgeschöpft werden. Zuletzt hatte Assistent Joachim Löw noch erklärt, dass es nach dem Luxemburg-Spiel keinen Probelauf mehr geben werde. Vor allem die Abwehr müsse sich einspielen. Für Klinsmann ist dies offenbar kein Widerspruch. Das Gerüst stehe ohnehin, meinte er. Spieler wie Ballack, Torsten Frings, Jens Lehmann, Bernd Schneider oder Miroslav Klose »wissen, dass sie im Normalfall dabei sind. Von den anderen erwarte ich, dass sie sich noch mehr reinhängen, um die Platzhalter herauszufordern.« Einer von »den anderen« ist der Bremer Tim Borowski, der bei einem Ausfall von Ballack als dessen Ersatz fungieren könnte. sid
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