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Die Revolution am Döner-Spieß

Wie selbstbewusste junge Türkinnen eine Männer-Domäne erobern

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Cigdem Nurlu

Als Emine ihren Vater fragte, ob er ihr beibringen würde, wie man einen Döner schneidet, bekam sie zur Antwort: «Frauen schneiden keinen Döner.» Doch die 19-Jährige gab nicht auf. Immer wieder ging sie ihrem Vater auf die Nerven. Irgendwann sprach er nicht mehr von einem Verbot, sondern davon, was andere Türken sagen würden, wenn er sie an den Dönerspieß ließe. «Wenn Papa anfängt, andere Türken als Ausrede heranzuziehen, dann weiß ich, dass ich kurz vor dem Ziel bin», sagt Emine.

Auch ihre Freundin Hacer hat die Männer-Domäne Dönerschneiden inzwischen geknackt. Im «Marmaris Döner» in der Bamberger Innenstadt ist sie als Junior chefin beinahe unentbehrlich. Nur ein paar streng islamische Frauen fragten immer noch, wie sie als Frau in einem Dönerladen arbeiten könne, sagt Hacer.

Während die Frauen der ersten beiden türkischen Gastarbeiter-Generationen meist Hausfrau waren oder in möglichst «unauffälligen» Jobs in der Fabrik oder als Putzfrau arbeiteten, erobern sich die Deutsch-Türkinnen der dritten Generation das weite Feld der Dienstleistungen. Dank besserer Sprachkenntnisse arbeiten sie im Service, als Verkäuferin, Arzthelferin oder als Lehrerin. Dennoch blieb der Dienst am Dönerstand für Türkinnen ein Tabu. In der Türkei gilt eine Frau als unanständig, wenn sie dort arbeitet, wo Männer Alkohol trinken. Eine Frau wie Hacer, die in der Öffentlichkeit mit dem fast einen Meter langen Döner-Messer Kalbfleisch schneidet, wäre in der Türkei undenkbar.

Doch in Deutschland verschieben sich langsam und leise die Traditionen. Hacers Freunde, die sich bei der 19-Jährigen ihren Döner Kebab holen, sind hier aufgewachsen und kennen oft die türkischen Werte und Normen gar nicht mehr. Längst läuft auf dem Fernseh-Gerät neben den vergilbten Fotos von der türkischen Riviera in Hacers Döner-Laden nicht mehr der türkische Sender TRT, sondern der britische Musikkanal MTV

Emine verließ später Papas Dönerladen und begann, in einem Cafe zu bedienen. Wieder die gleiche Leier ihres Vaters, wieder war es eine Tätigkeit, die islamischen Frauen nicht erlaubt ist. Nur Prostituierte verkehrten in Lokalen, in denen Alkohol ausgeschenkt wird, schimpfte er. «Ich lebe hier in Deutschland und da bedienen keine Huren in Cafes», gab sie ihm selbstbewusst zur Antwort.

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