Werbung statt Transparenz

Silvia Ottow glaubt nicht an eine gewachsene Organspendebereitschaft

  • Lesedauer: 1 Min.

Innerhalb von Minuten lese ich ganz unterschiedliche Zahlen. Eine Nachrichtenagentur meldet den dramatischen Rückgang der Organspendezahlen um ein Viertel im ersten Halbjahr 2013 in den Bundesländern Thüringen und Sachsen-Anhalt. Gleichzeitig berichtet ein Nachrichtenmagazin, dass sich der Stiftung Organtransplantation zufolge die Zahl der Menschen mit einem Organspendeausweis verdoppelt hat.

Merkwürdig, aber kein Widerspruch. Die Klinikskandale der Vergangenheit, bei denen Erschreckendes über Organtransplantationen ans Tageslicht kam, haben den Menschen nur noch mehr Angst gemacht, als sie sie ohnehin schon hatten. Immer waren die Umstände von Organweitergaben intransparent gewesen und boten daher Anlass zu Spekulationen und Ängsten. All das hat sich infolge der jüngsten Ereignisse an Kliniken, für die das gern benutzte Wort Unregelmäßigkeit eine Verniedlichung ist, verstärkt. Nach wie kann jedes Jahr 20 000 Menschen auf Wartelisten nicht geholfen werden. Mehr Organspendeausweise sind noch lange kein Garant dafür, dass künftig alles besser wird, denn Transparenz und Neustrukturierung bei Transplantationen sind trotz neuer Gesetze und zahlreicher Appelle ausgeblieben. Stattdessen gab es Gerichtsverfahren, Kampagnen und Werbung. Das wird den Menschen irgendwann auffallen.

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