Gambias strategische Wahl
Martin Ling über Chinas Offensive auf dem afrikanischen Kontinent
Undank ist der Welt Lohn. So zumindest wird Taiwans Regierung den Abbruch der diplomatischen Beziehungen seitens Gambias werten. Mit vielen Millionen Dollar hatte die Regierung in Taipeh dem westafrikanischen Land in der Vergangenheit unter die Arme gegriffen, damit in Infrastruktur, Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft dringliche Investitionen vorgenommen werden konnten. Gambias Gegenleistung: die Anerkennung Taiwans als unabhängiger Staat gegen den Willen Chinas.
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass an die Stelle der diplomatischen Beziehungen mit Taiwan alsbald welche mit China treten werden. Peking hat zwar kein ausgeprägtes Wirtschaftsinteresse an Gambia, viel zu holen gibt es in dem bitterarmen, landwirtschaftlich geprägten Land ohnehin nicht. Doch es ist allzu verlockend, mit Geldern aus der Portokasse den ungeliebten Nachbarn Taiwan diplomatisch auszustechen.
Gambias Präsident Yahya Jammeh hat sich pragmatisch entschieden: Offensichtlich braucht Banjul mehr Investitionen, als sie Taipeh zu leisten imstande oder willens ist. Nicht umsonst sprach der Autokrat von »strategischem nationalen Interesse«. Taiwan wird dafür wenig Verständnis haben. An der normativen Kraft des Faktischen ändert das freilich nichts: China baut seine Stellung in Afrika Zug um Zug weiter aus.
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