Halbherziger Gipfelzirkus

Johanna Treblin über schleichende Klimadiplomatie und davonschleichende NGOs

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 1 Min.

Geschlossen haben die großen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) von Oxfam über Greenpeace bis Friends of the Earth die Klimakonferenz in Warschau verlassen. Der Gipfel sei zum Zirkus verkommen, heißt es, dirigiert von der fossilen Energiewirtschaft. Das ist eine späte Einsicht. Erstens war das Industriesponsoring lange vor dem Gipfel bekannt. Zweitens sind die Verhandlungen kaum erfolgloser verlaufen als in den vergangenen Jahren. Bis Reduktionsziele für Treibhausgase verabschiedet wurden, dauerte es mehrere Jahre. Bis eine Einigung auf eine zweite Kyoto-Periode erzielt wurde, verging fast ebenso viel Zeit. Dass Australien und Japan ihre Klimaschutzziele nun widerrufen haben, ist zwar ein Rückschritt, die Inselländer sind aber als Klimabremsen bekannt. Um die Selbsterhaltung des Systems zu gewährleisten, werden stets aufs Neue Details zu Erfolgen erhoben. Aktuell betrifft dies das Versprechen der Industrieländer, noch 2013 Geld fließen zu lassen, um die seit zwei Jahren bestehende Finanzlücke von 100 Millionen Dollar für den Anpassungsfonds zu füllen. Ob allerdings die gesamte Summe aufgebracht werden soll, ist unklar.

Die NGOs stehen übrigens nur halben Herzens hinter ihrer Entscheidung. Bei ihrem Abschied verkündeten ihre T-Shirts vorne zwar »Wir gehen.« Auf dem Rücken stand allerdings: »Wir kommen zurück.«

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