Gold verliert seinen Glanz

Preisverfall und Marktmanipulationen setzen dem Edelmetall zu

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Von manchen Finanzakteuren wird Gold als sichere Anlage in schwierigen Zeiten angepriesen. Dieses Image hat Schrammen bekommen.

»Ein Geschenk für Generationen«, so werben Finanzdienstleister für den Kauf von Goldbarren zu Weihnachten und versprechen »festlichen Glanz mit inneren Werten«. In allen größeren Städten Deutschlands gibt es Verkaufsniederlassungen von Edelmetallhändlern. Gold ist wieder »in«. Doch in die vorweihnachtliche Kauflust mischen sich Zweifel über die Werthaltigkeit.

In diesem Jahr steuert nämlich das Edelmetall auf das größte Minus seit mehr als 30 Jahren zu. Der Goldpreis liegt seit Januar mit 27 Prozent im Minus. »Und wird erstmals seit 13 Jahren ein Jahr mit einem Verlust abschließen«, erwarten die Rohstoffexperten der Commerzbank. Dabei hatten die Anleger das Edelmetall gerade wieder entdeckt - wenn auch zaghaft angesichts sehr hoher Preise. Noch vor einem Jahr prognostizierten Analysten einen Goldpreis von 2000 US-Dollar pro Feinunze (etwa 31 Gramm). Dann brach der Kurs im Frühjahr bis auf 1400 Dollar ein, erholte sich aber später wieder. Nach den gescheiterten Verhandlungen über den US-Haushalt sackte der Kurs im Oktober dann bis auf 1290 Dollar ab. Seither gibt es eine ständige Berg- und Talfahrt. So wie es Banker, Analysten und Spekulanten eigentlich lieben, weil das ihre Geschäfte auf Rechnung Dritter am Laufen hält.

Warum das wirre Auf und Ab? Darüber rätseln die Investoren. Mitte März tauchten in der Presse Gerüchte auf, wonach es bei der Preisfestlegung durch eine Hand voll Banken nicht mit rechten Dingen zugehe. Das »Wall Street Journal« berichtete von möglichen Manipulationen am Goldmarkt in London. Nach den aufgedeckten Schummeleien etwa mit dem Libor-Referenzzins prüfen die Aufsichtsbehörden in mehreren Ländern nun auch mögliche Manipulationen bei Edelmetallpreisen. Auch die Bundesfinanzaufsicht Bafin nimmt den Gold- und Silberhandel unter die Lupe.

Der Goldpreis wird seit 1919 in der britischen Hauptstadt festgelegt - hinter verschlossenen Türen. Täglich kommen Vertreter der fünf sogenannten Bullionbanken bei der Londoner Marktvereinigung LBMA um halb zehn und um 15 Uhr zusammen, heutzutage telefonisch, und legen den Richtwert in Dollar fest. »Bullion« steht für ungemünztes Edelmetall. Dieses Fixing dient als Richtschnur für zahlreiche Marktakteure wie Edelmetallhändler und Unternehmen, Geldinstitute und Zen-tralbanken. An diesem quasi amtlichen Goldkurs wirken aber nur ganz wenige Geldgiganten mit: die britisch-asiatische HSBC, die englische Barclays, die kanadische Bank of Nova Scotia, die französische Société Générale und die Deutsche Bank.

Da nur dieser kleine Kreis entscheidet, ist das Fixing anfällig für Manipulationen aller Art. Eifrige Marktbeobachter wollen schon seit langem Unregelmäßigkeiten beim Goldpreis festgestellt haben, sagte Dimitri Speck vom Vermögensverwalter Staedel Hanseatic der ARD. Speck, Autor des Buches »Geheime Geldpolitik«, beobachtete seit 1993 regelmäßige Preisrückgänge. In den Jahren zuvor habe es solche Auffälligkeiten nicht gegeben. Er vermutet daher, dass pünktlich zum Nachmittags-Fixing am Goldmarkt interveniert wird. Andere Experten glauben, dass einige US-Großbanken mit Leerverkäufen den Markt manipulieren.

Private Anleger zahlen ohnehin immer drauf. Auch in dieser Vorweihnachtszeit: So stand der Goldkurs am Freitag bei umgerechnet 901,90 Euro. Edelmetallhändler boten jedoch die Unze als Barren für 919,90 (Degussa) bis 937,03 Euro (Heraeus) zum Kauf für jedermann an. Beim Wiederverkauf müssen Kleinanleger dann noch mit einem zusätzlichen Abschlag rechnen. Ein gutes Geschäft wird das wohl nur, wenn der Goldpreis bis zur nächsten Generation erheblich ansteigt.

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