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Abgesetzt
Gustavo Petro (53) legte sich mit der Oberschicht in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá an
Als sich Gustavo Petro am Montagabend mit einer emotionalen Rede an die Menschenmenge auf der Plaza de Bolivar in Bogotá wandte, da hatte der gerade von der Staatsanwaltschaft für Disziplinarfragen abgesetzte Hauptstadtbürgermeister seinen eigenen politischen Werdegang vor Augen: Zu seiner Linken sah er den Justizpalast, den seine Kameraden von der M19-Guerilla 1985 besetzt hatten. Zu seiner Rechten das Nationalkapitol, in dem er als Abgeordneter zu den schärfsten Kritikern der Rechtsregierung unter Präsident Álvaro Uribe (2002-2010) zählte und deren Verbindungen zu Paramilitärs anprangerte.
Bis Montag war Petro lebender Beweis dafür, dass Veränderungen in Kolumbien auch ohne Waffen möglich sind: 2011 schaffte er als erster ehemaliger Guerillero den Sprung in ein öffentliches Amt: ins Rathaus Palacio Liévano, auf dessen Balkon er nun stand.
Mit Eifer und dem Motto »Für ein menschlicheres Bogotá« war Petro zur Sache gegangen: Er verbot das Tragen von Waffen, erhöhte den Bildungsetat und ordnete eine Deckelung der Fahrpreise für das Bussystem an. Er ließ breite Radwege auf den stets verstopften Hauptstadtstraßen anlegen, begegnete dem Drogenproblem in den Armenvierteln mit Gesundheitsmobilen statt mit Repression und - was ihm den besonderen Hass der Oberschicht einbrachte - untersagte Stierkämpfe in der Stadt. Bisweilen konnte man selbst Parteifreunde sagen hören, Petro agiere noch immer nach der Guerillataktik der M19: spektakuläre Aktionen statt Planung mit kühlem Kopf.
Per Dekret überführte er vor Jahresfrist das von Korruption zersetzte Müllentsorgungssystem der Stadt in öffentliche Hand. Bei der Umstellung gab es in den ersten Tagen Probleme. Zwar waren die rasch behoben, doch die Disziplinarstaatsanwaltschaft befand am Montag, Petro habe das Prinzip der freien Marktwirtschaft verletzt und einen dreitägigen »Notstand« in der Millionenstadt hervorgerufen. Ein Delikt, das die Amtsenthebung und ein 15-jähriges Berufsverbot rechtfertige. Kein guter Tag für Kolumbiens Demokratie.
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