Syrische Menschenrechtler in in Damaskus verschleppt
Außenminister Westerwelle fordert Freilassung von Sacharow-Preisträgerin Razan Zaitouneh
Maskierte Männer haben im Umland von Damaskus vier Menschenrechtler verschleppt. Die oppositionelle »Nationale Syrische Allianz« teilte in der Nacht zum Mittwoch in Istanbul mit, die Aktivisten - zwei Männer und zwei Frauen - seien am Dienstag in Duma entführt worden.
Unter ihnen befindet sich die international ausgezeichnete Menschenrechtlerin und Trägerin des europäischen Menschenrechtspreises Razan Zaitouneh. Sie wurde zusammen mit den MenschenrechtlerInnen Wael Hamada, Nazim al-Hamadi und Samira al-Khalil aus einem Büro des »Syrischen Zentrum zur Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen« verschleppt.
Das Büro liegt in einem seit längerem von Rebellen kontrollierten Gebiet. Laut Elias Perabo, Geschäftsführer der deutschen Aktivistengruppe »Adopt a Revolution«, kann aber zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob Rebellen für die Entführung verantwortlich sind. Die Rebellengruppen vor Ort hätten den Schutz des Büros zugesichert. Das Zentrum habe allerdings mehrfach auch die die Aktivitäten und Menschenrechtsverletzung von oppositionellen Gruppen kritisiert.
Gegenüber »nd« forderte Elias Perabo »die sofortige, bedingungslose Freilassung der Entführten«. Die Entführung Razan Zaitounehs und ihrer MitarbeiterInnen bezeichnete er als »direkten Anschlag auf die Strukturen des unbewaffneten Widerstands in Syrien.« Zaitouneh, so Perabo weiter, »ist eine Ikone des Aufstandes für Demokratie und Menschenrechte.« Perabo appellierte »an die internationale Staatengemeinschaft, alle Mittel einzusetzen, um Druck auf die Hintermänner der Entführung ausüben.«
Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat laut der Nachrichtenagentur »dpa« die Verschleppung der Sacharow-Preisträgerin Razan Zaitounehs und drei weiterer syrischer Menschenrechtsaktivisten verurteilt. Die Tat sei »ein schwerer Schlag gegen die Zivilgesellschaft« im Bürgerkriegsland Syrien, erklärte der geschäftsführende Minister am Mittwoch. Westerwelle forderte die sofortige Freilassung der Verschleppten und mahnte mehr Respekt vor dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten an. »Das furchtlose Engagement Razan Zaitounehs und ihrer Mitstreiter steht symbolisch für das Streben der syrischen Bürgerinnen und Bürger nach Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit«, fügte er hinzu.
Razan Zaitouneh ist Mitbegründerin und Sprecherin des »Netzwerks der Lokalen Koordinationskomitees« (LCC) in Syrien, das seit zwei Jahren von »Adopt a Revolution« unterstützt wird. Bereits vor dem Ausbruch der Gewalt in Syrien gehörte Zaitouneh zu den wichtigsten oppositionellen Anwältinnen im Land. Unter anderem vertrat sie inhaftierte Politiker. Ab 2011 ging sie in den Untergrund und gehörte zu einem der meist gesuchten Personen in Syrien. Sie baute daraufhin das »Dokumentationszentrum für Menschenrechtsverletzungen« mit auf, das erst im Untergrund in Damaskus aktiv war und dann nach Duma verlegt wurde.
Laut Perabo sind lokale Komitees, wie jenes von Zaitouneh, in einigen Teilen Syriens mittlerweile sehr erfolgreich, eröffneten zum Beispiel Schulen und sind in neugegründeten Stadtverwaltungen vertreten. Im Norden Syriens allerdings, der von dschihadistischen Rebellengruppen kontrolliert wird, müssten die Komitees - wie zuvor unter Assad – aus Angst vor Übergriffen im Untergrund arbeiten.
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