Ukraine fordert 20 Milliarden von EU

Demonstranten rückten wieder auf den Kiewer Maidan-Platz vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Kiew. Auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz demonstrierten am Mittwoch wieder bis zu zehntausend Menschen für eine Annäherung der Ukraine an die Europäische Union. Sie waren nach einem nächtlichen Räumungsversuch der Miliz seit dem Morgen wieder vorgerückt. Der Polizeieinsatz hatte auf beiden Seiten etwa je zehn Verletzte und einen scharfen Protest von EU- und USA-Politikern zur Folge. US-Außenminister John Kerry äußerte sich »angewidert«, die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton »traurig«. In der »Bild«-Zeitung klagte Oppositionsführer Vitali Klitschko dramatisch: »Die Regierung will uns mit Bulldozern plattmachen.« Die frühere Regierungschefin Julia Timoschenko lehnte jeden Dialog ab und forderte Sanktionen des Westens gegen ihr Land.

Es werde keine Gewalt gegen friedliche Demonstranten geben, versicherte Regierungschef Mykola Asarow. Die Polizei habe lediglich Wege von Barrikaden geräumt. Innenminister Vitali Sachartschenko betonte, es werde auch keinen Sturm auf den Unabhängigkeitsplatz geben: »Ich möchte alle beruhigen - der Maidan wird nicht erstürmt.« Kräfte der Spezialeinheit »Berkut« zogen sich zurück. An dem von Regierungsgegnern besetzten Bürgermeisteramt, das offenbar geräumt werden sollte, stiegen Uniformierte wieder in ihre Busse. Sie waren bei acht Grad Frost aus oberen Stockwerken mit Wasser übergossen worden.

Der ukrainische Regierungschef Mykola Asarow forderte von der EU 20 Milliarden Euro rückzahlbarer Finanzhilfe bei einem Abschluss des gemeinsam ausgehandelten Assoziierungsabkommens über engere Zusammenarbeit und freien Handel. »Wir wollen Bedingungen schaffen, um die Verluste für die ukrainische Wirtschaft zu verringern«, sagte Asarow. Er hatte vor großen Problemen besonders für den Agrarsektor gewarnt, falls Unternehmen aus der EU freien Marktzugang erhielten. Die Bundesregierung warf ihm ein »Ablenkungsmanöver« vor und verwies ihrerseits auf eine mögliche Hilfe in Höhe von lediglich 610 Millionen Euro. Agenturen/nd

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