Hoffnungsschimmer Bischofferode

Gabriele Oertel über ein trauriges, teures Jubiläum mit Lernfaktor

  • Lesedauer: 1 Min.

Heute vor 20 Jahren wurde in Bischofferode der Kalischacht »Thomas Müntzer« dicht gemacht. Silvester 1993 war das traurige Ende eines mehrmonatigen Hoffnungsschimmers zumindest für den Osten des einig Vaterlandes. Und das teure Ende einer ganz offensichtlichen Gefahr für die Herrschenden.

Erinnern wir uns: Es gab vor zwei Jahrzehnten kaum einen Tag, da nicht Schicksale von Betrieben und Belegschaften in den damals noch neuen Ländern per Federstrich bei der Treuhandanstalt besiegelt wurden. Fast immer hieß es: Daumen runter für die Unternehmen im Osten, Daumen hoch für die Konkurrenz im Westen. Derlei Verfahren sollte auch mit der DDR-Kaliindustrie stattfinden, die auf dem Weltmarkt der westdeutschen stets eine Nasenlänge voraus gewesen war. Aber die Kumpel aus dem Eichsfeld, die drei Jahre zuvor zu über 90 Prozent die CDU gewählt hatten, wollten sich 1993 nicht wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen. Mit Betriebsbesetzung, mehrmonatigem Hungerstreik, Protesten in Erfurt, Bonn, Berlin und Brüssel - ja selbst einer Reise zum Papst hielten die Bischofferöder die Politik in Atem. Mutig, selbstbewusst, am Ende verzweifelt zwangen sie die letztlich, einen hohen Preis für die Abwicklung zu zahlen. Geschichte einer Niederlage? Regierungen aller Farbschattierungen müssen das anders sehen. Warum sonst wird der Kalifusionsvertrag seit 20 Jahren als Staatsgeheimnis behandelt?

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