Ausnahmezustand in Südsudan verhängt
Sicherheitskräfte erhalten Sonderrechte / Verhandlungsdelegationen in Addis Abeba eingetroffen
Juba. Kurz vor dem Beginn von Friedensgesprächen zwischen den Konfliktparteien Südsudans hat Präsident Salva Kiir den Ausnahmezustand über zwei Bundesstaaten verhängt. In den betroffenen Regionen Unity und Jonglei toben seit fast drei Wochen schwere Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und Rebellen, die dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar nahestehen. Zudem will Kiir nach einem Bericht des katarischen Senders Al Dschasira mehrere tausend Soldaten nach Bor schicken, um die umkämpfte Hauptstadt des Bundesstaates Jonglei wieder von den Rebellen zurückzuerobern.
Beobachtern zufolge sind die beiden Delegationen, die die am Silvestertag beschlossenen Friedensverhandlungen führen sollen, bereits in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eingetroffen. Rebellenführer Machar hat die ehemalige Transportministerin Rebecca Nyandeng zu seiner Verhandlungsführerin ernannt. Das Außenministerium in Juba wollte sich hingegen nicht dazu äußern, wer für Kiir an den Gesprächen teilnimmt.
Wann die Verhandlungen aufgenommen werden sollen, ist unklar. Medien berichteten, die Delegationen könnten sich noch im Laufe des Donnerstags erstmals treffen. Inhaltlich sollte es zunächst um die Bedingungen für eine Waffenruhe gehen. Als Vermittlerin agiert die ostafrikanische Regionalorganisation. Experten rechnen mit einem schwierigen und langwierigen Dialog.
Durch den Ausnahmezustand erhalten die Sicherheitskräfte im Land besondere Rechte. So dürfen sie Verdächtige durchsuchen und ohne Haftbefehl festnehmen. Die Reaktionen auf Kiirs Ankündigung waren gemischt. Ein Einwohner aus Juba sagte gegenüber dpa, er befürchte, dass die Streitkräfte ihre neugewonnene Macht ausnutzen und Unschuldige gefangen nehmen oder töten könnten. Ein anderer Bürger erklärte hingegen: »Taten sind besser als Worte. Wir müssen jetzt das tun, was für unser Land am besten ist.«
Die blutige Gewalt, die bereits seit Mitte Dezember andauert, war durch einen Machtkampf zwischen Kiir und Machar ausgelöst worden. Der Präsident hatte seinen Stellvertreter im Juli entlassen. Kämpfe in Juba breiteten sich schnell auf andere Landesteile aus.
Der Konflikt hat ethnische Hintergründe: Kiir ist ein Dinka, Machar ein Nuer. Beide Volksgruppen gelten seit langem als verfeindet. Den Kämpfen sind bereits mindestens 1000 Menschen zum Opfer gefallen, und viele sind auf der Flucht. Allein aus der Umgebung von Bor sollen es mehrere zehntausend sein. In den Flüchtlingscamps fehlt es derweil an allem. Ein BBC-Reporter berichtete, die meisten Menschen würden unter Bäumen schlafen. dpa/nd
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