Raketenduell zum Kerry-Besuch
Roland Etzel über die Gefechte zwischen Gaza und Israel
Die US-Außenminister sind auch nicht mehr das, was sie mal waren; jedenfalls was den Respekt vor ihnen betrifft, wenn sie auf Besuch sind. Während Präsident Obamas Spitzendiplomat John Kerry in Israel verhandelte - und zwar über nichts weniger als einen Frieden zwischen Israel und den Palästinensern - , beschossen sich beide Seiten über die Gaza-Grenze hinweg mit Raketen. In früheren Zeiten hielt wenigstens Israel eine Schamfrist ein, bis der Staatsgast den Luftraum wieder verlassen hatte.
Doch man hat in Jerusalem derlei politische Pietät wohl von Anfang an nicht im Kalkül gehabt. Sonst hätte sich der rechte Flügel von Netanjahus Regierung kaum erdreistet, wenige Tage vor Kerrys Eintreffen Anspruch auf das in landwirtschaftlicher Hinsicht wertvollste Stück Palästina zu erheben. Da Kerry den unerwarteten Griff nach dem Jordantal bei seiner öffentlichen Erklärung in Jerusalem nicht erwähnte, fühlen sich die Großisrael-Befürworter mit ihrem Testballon wohl schon auf der Siegerstraße.
Und die Hamas in Gaza? Sie ist noch immer nicht allgemein als eine legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt, schon gar nicht von den USA. Kerry versucht gerade, sie auf seiner zehnten Nahosttour innerhalb eines Jahres zum zehnten Male zu ignorieren. Da wollte sich die Hamas wohl in Erinnerung bringen, obwohl Raketen dafür recht wenig taugen.
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