Benzin im Blut
Mary Barra ist neue Chefin von General Motors
Es ist nur ein Satz, den Mary Barra bei ihrem ersten Auftritt nach ihrer Berufung zur neuen GM-Chefin über sich selbst sagt: »Ich fühle mich geehrt, hier zu stehen.« Den Rest der Zeit spricht sie auf der Bühne im Russell Industrial Center, wo sie zur Automesse in Detroit den Pick-up-Truck GMC Canyon vorstellt, darüber, wie stolz sie auf ihr Team sei und wie wichtig sie die Kunden nehme. Vor allem aber spricht sie über das Auto.
Mary Barra hat Benzin im Blut. Bei General Motors hat sie von der Pieke auf gelernt. Nun soll sie den Wandel im Unternehmen vorantreiben und dafür sorgen, dass GM nicht mehr in den Trott zurückfällt, der vor fünf Jahren in die Beinahepleite führte: eine Mischung aus mittelmäßigen Autos, überbordenden Kosten und Ignoranz gegenüber der Konkurrenz.
Im Dezember hatte Vorgänger Dan Akerson verkündet, aufhören zu wollen. Heute ist sein letzter Arbeitstag. Damit gibt es einen Generationswechsel: Akerson, der 2009 bei der GM-Insolvenz zum Konzern stieß, ist 65, Barra 52. Ihre Generation im Unternehmen habe aus den Fehlern der früheren Chefs gelernt, versicherte Akerson jüngst.
Barra startete mit 18 Jahren als Werksstudentin bei GM, machte zunächst ihren Abschluss als Elektroingenieurin und später als Betriebswirtin. Sie arbeitete sich rasch hoch, wurde Leiterin des Detroiter Werks Hamtramck und Personalchefin. 2011 übertrug ihr Akerson die Verantwortung für die Entwicklung neuer Autos, später auch für den Einkauf. Unter Barra lernten die Teams in den verschiedenen Ländern und bei den verschiedenen Marken, stärker zusammenzuarbeiten. Heraus kamen bessere Autos, die nach langer Zeit sogar wieder Preise für Design und Qualität abräumten. »Es ist eine aufregende Zeit bei der heutigen GM«, sagte Barra bei ihrer Ernennung.
Sie übernimmt einen Konzern, dessen Verkäufe steigen, der seit drei Jahren wieder Geld verdient und bei dem die Regierung kürzlich ihre letzten Anteile verkauft hat. Selbst Langzeit-Sorgenkind Opel ist auf dem Weg der Besserung, die Verluste fielen hier zuletzt. Mit harten Einschnitten wie der Schließung der Produktionsstätte in Bochum will GM bis zur Mitte des Jahrzehnts in Europa wieder Gewinn machen. Barra kennt die Lage: Sie sitzt im Aufsichtsrat von Opel. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.