CSU-Flugregel

Uwe Kalbe über »Kleine Doktortitel« und CSU-Wissenschaftsmaßstäbe

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn man nicht so genau hinsieht, könnte man Andreas Scheuer glatt mit Karl-Theodor zu Guttenberg verwechseln, dieses kernige bayerische Mannsbild mit dem nach hinten gezwungenen Gel-Haar. Wie dieser kurzzeitig, ist Scheuer Generalsekretär der CSU. Womöglich auch nur kurzzeitig. Denn wie Guttenberg hat er es mit Titeln, die ihm nicht wirklich zustehen. Doch während Guttenberg wenigstens ein Adelstitel blieb, als er den Doktor verlor, bleibt von Scheuer nur ein Name, der auch noch zu unfeinen Wortspielen verführt.

Sein »Kleiner Doktortitel« ist nur einer für Angeber oder Leute, die noch richtige Doktoren werden wollen, nicht eigentlich für richtige CSU-Generalsekretäre. In dieser Partei, wo eine gewisse Vorliebe für klare Ansagen gilt, kommt es nicht auf die Fähigkeit zu differenzieren an. Also, dass der »Kleine Doktor« eine regional und zeitlich begrenzte Anerkennung für eine begrenzt wissenschaftliche Leistung war, quasi ein Titel zum Anspornen, kann Scheuer kaum einwenden, ohne sich lächerlich zu machen. Erst recht, seit bekannt wurde, dass er in seiner hierfür nötigen Arbeit auch noch abgeschrieben zu haben scheint - wie Guttenberg.

In Bayern nur und Berlin kann sich Scheuer mit dem »Kleinen Doktortitel« aus Tschechien schmücken, das ist für einen CSU-Generalsekretär ohnehin der maximale Aktionsradius. Chef Horst Seehofer allerdings gebührt inzwischen ein eigener Titel fürs Herumdoktern. Denn er wusste von Scheuers Aufschneiderei. »Wer betrügt, der fliegt?« Da bietet sich gerade eine prima Mitfluggelegenheit.

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