Falsche Prioritäten

Martin Ling über die Bundeswehr in Afrika

  • Lesedauer: 1 Min.

Keine Frage: Die Situation der Bevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) ist katastrophal: Nach UN-Angaben sind 785 000 Zentralafrikaner auf der Flucht und 2,2 Millionen auf Nothilfe angewiesen. Schnelle humanitäre Hilfe ist unabdingbar. Dass Frankreich einen guten Teil der Krise in der ehemaligen Kolonie durch seine Interessenpolitik seit 1960 selbst zu verantworten hat, hilft den Hilfesuchenden nicht weiter.

Keine Frage: Außer Frankreich ist kein europäisches Land bereit und auch kaum in der Lage, in der ZAR mit militärischen Mitteln Stabilisierungsversuche zu unternehmen. Und ohne ein Mindestmaß an Stabilität ist angesichts marodierender christlicher und muslimischer Milizen Hilfe für die Helfer ein unkalkulierbares Risiko.

Frankreich zu entlasten, wie es Deutschland und die EU nun offenbar anpeilen, ist nachvollziehbar. Entwickelt sich die ZAR zu einem zweiten Somalia, zu einem zerfallenden Staat, der terroristischen Gruppen ein Rückzugsgebiet verschafft, wäre dies sicher nicht nur für Frankreich ein potenzielles Problem.

Der Vorrang des militärischen Ansatzes greift indes ob in ZAR oder zuvor in Mali zu kurz: Langfristig lassen sich diese Länder nur stabilisieren, wenn für die breite Bevölkerung Einkommensperspektiven geschaffen werden. Darüber wird beim EU-Außenministergipfel nicht einmal diskutiert. Handelspolitisch wird Afrika weiter als Rohstofflieferant festgeschrieben. Wiederkehrende Krisen sind die logische Folge.

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