Zwei Tote bei Protesten in Kiew

Opposition spricht von Treffer durch Scharfschützen / Weiterer Toter nach Sturz aus großer Höhe / Polizei stürmt Barrikaden

  • Lesedauer: 2 Min.

Kiew. Bei erneuten Zusammenstößen von Demonstranten und der Polizei in Kiew sollen mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen sein. Die ukrainischen Behörden bestätigten am Mittwochmorgen den Fund einer Leiche im Zentrum der Hauptstadt. Dass der Körper - wie von örtlichen Medien berichtet - Schussverletzungen aufweisen soll, bestätigte das Innenministerium in Kiew aber zunächst nicht.

Zuvor hatte der medizinische Dienst der Protestbewegung mitgeteilt, dass der Mann von einem Scharfschützen der Polizei angeschossen worden und an seinen Verletzungen gestorben sei. Ein zweiter Mann soll beim Klettern aus 13 Metern Höhe zu Tode gestürzt sein. Der 22-Jährige sei von Polizisten gejagt worden, behauptete ein Sprecher der Regierungsgegner.

Im Fernsehen war live zu sehen, wie die Polizei am Morgen im Stadtzentrum Barrikaden der Regierungsgegner stürmte. Mehrere Oppositionelle seien bei dem Einsatz, der kurz nach 7 Uhr auf der Gruschewski-Straße begonnen habe, festgenommen worden, hieß es in den Berichten.

Die Regierung hatte zuvor ein hartes Vorgehen gegen »Provokateure« angekündigt. Trotz Demonstrationsverbots harrten erneut tausende Regierungsgegner in der Nacht bei eisigen Temperaturen im Stadtzentrum aus. Vereinzelt schleuderten Demonstranten Steine und Brandsätze auf Polizisten, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein.

Die Proteste der Opposition dauern bereits seit Ende November an. Die Demonstranten kritisierten die Entscheidung von Präsident Viktor Janukowitsch, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Am Dienstag trat ein Gesetzespaket in Kraft, das die Rechte der Demonstranten einschränkt. Außerdem hatte ein Gericht Mitte vergangener Woche ohne Angaben von Gründen entschieden, dass im Zentrum von Kiew bis zum 8. März nicht mehr demonstriert werden dürfe. Agenturen/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -