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Im Schatten des Hitler-Berges

Wackersberg in Bayern wehrt sich gegen einen Eintrag bei Google - dort hat man reagiert

  • Lesedauer: 3 Min.
Wackersberg in Bayern wird den »Hitler-Berg« nicht los. Bei Google Maps taucht der Begriff seit Jahren als Synonym für den Heigelkopf auf. Der Bürgermeister fordert: Der Name »Hitler-Berg« muss weg.

Wackersberg. Erneut hat Google Ärger wegen der Verwendung des Namens Adolf Hitler. Die nahe Bad Tölz gelegene oberbayerische Gemeinde Wackersberg wehrt sich vehement dagegen, dass die Nutzer des Online-Kartendienstes Maps auf den Heigelkopf geleitet werden, wenn sie den Suchbegriff »Hitler-Berg« eingeben. Während der NS-Diktatur hatte der rund 1200 Meter hohe Berg so geheißen. Die Verknüpfung ist seit 2007 bekannt, doch scheiterten mehrere Anläufe der Feriengemeinde, dass sie von Google Maps beseitigt wird.

»Es ist uns völlig unverständlich, dass es Ihnen nicht gelingt, die Spuren im Internet entsprechend zu tilgen«, schrieb der parteilose Wackersberger Bürgermeister Alois Bauer nach Auskunft vom Mittwoch an das Unternehmen. »Solche Pannen werfen kein gutes Licht auf Ihre Firma und lassen an Ihrer Kompetenz zweifeln, Daten korrekt zu erheben und angemessen zu verarbeiten.« Der Rathauschef von Wackersberg schloss rechtliche Schritte nicht aus. In einer Gemeinderatssitzung wurde am Dienstag beschlossen, darauf zu dringen, dass Google Maps und Google Earth den Begriff »Hitler-Berg« komplett tilgen.

Google verwies in einer Stellungnahme darauf, dass bei seinen Online-Kartendiensten auch auf historische Namen etwa von Plätzen oder Straßen verwiesen werde. »Alles, was mit Adolf Hitler zu tun hat, ist nicht schön, aber es gibt leider diesen historischen Bezug«, sagte Lena Wagner von Google Germany. Es werde bei Google Maps nicht der Heigelkopf selbst als Hitler-Berg bezeichnet, sondern lediglich als Suchwort hinterlegt. Zu dem Brief des Bürgermeisters wollte sich Wagner zunächst nicht äußern - am Donnerstagnachmittag dann erschien bei entsprechender Suche bei Google Maps der Satz: »Ihre Suche nach Hitler-Berg, bei Wackersberg ergab keine Übereinstimmungen mit irgendwelchen Zielen.« Tatsächlich war der Berg - eigentlich wird er Heiglkopf ohne den Buchstaben »e« in der Mitte geschrieben - nach der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 in Hitler-Berg umbenannt worden. Auch wurde Hitler zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt. Bürgermeister Bauer erinnerte daran, dass mutige Bürger ein auf dem Gipfel stehendes und nachts beleuchtetes eisernes Hakenkreuz noch vor dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes unter Einsatz ihres Lebens entfernt hätten.

Das kleine Wackersberg hat unter anderem eine sehenswerte spätgotische katholische Pfarrkirche zu bieten, die ihre Ursprünglichkeit behalten hat. Seit Jahrzehnten kann der bayerische Ferienort auch auf einen prominenten Urlauber verweisen. Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker (93) besitzt in dem Ort mit gut 3500 Einwohnern ein Häuschen, das er mehrmals im Jahr bewohnt.

Google hat nicht nur wegen des »Hitler-Berges« Ärger. Anfang des Jahres war der Berliner Theodor-Heuss-Platz bei Google Maps von einem Nutzer in Adolf-Hitler-Platz umbenannt worden. Ein sogenannter Google-Moderator hatte die Änderung durchgehen lassen. Der Internet-Konzern entschuldigte sich dafür. Der Theodor-Heuss-Platz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wurde 1963 nach dem ersten Bundespräsidenten benannt. Von 1906 bis 1933 und von 1947 bis 1963, also vor und nach der Nazi-Zeit, hieß er Reichskanzlerplatz. dpa/nd

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