Früchtchen und Pleitegeier

Marlene Göring über sinnvolle und sinnfreie Investitionen

  • Marlene Göring
  • Lesedauer: 1 Min.

Start-Up: ein Wort, bei dem Wirtschaftspolitikern ein angenehmes Kribbeln den Nacken herunterläuft. Aber nicht die vielgelobten und so sehnlich herbeigewünschten Neugründungen und -ansiedlungen sind es, die die Berliner Wirtschaft boomen lassen. Das Wirtschaftsförderunternehmen Berlin Partner macht eine andere Quelle aus: Die meisten Investitionen, weit über die Hälfte, flossen 2013 in bereits bestehende Betriebe. Und: In den nächsten drei Jahren sollen durch Wirtschaftsförderung 5500 neue Stellen entstehen. Berlin, freut sich Wirtschaftssenatorin Yzer, wächst endlich aus sich selbst heraus!

Das kann heißen, dass die arme Hauptstadt nun endlich die Früchte einer Start-Up-PR und -Politik trägt, die seit Jahren um Gunst bei der Industrie wirbt. Das kann auch heißen, dass aus einigen der jungen Früchtchen von einst etablierte Unternehmen geworden sind. Oder kann es sein, dass 2013 einfach nur massig in ein einziges Projekt investiert wurde? So viel, dass es alle Neuansiedlungen überbot? Immerhin ist einer der größten Lizenznehmer von Berlin Partner die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg.

Deren Pleitegeier BER ist zumindest den PR-Profis von Berlin Partner schon zum Verhängnis geworden. Denn gleich im zweiten Unternehmensprofil des 250 Seiten starken, druckfrischen Werks steht auch dieser Satz: »Die Schließung des Flughafens Tegel erfolgt 2013 mit der Eröffnung des neuen Flughafens.«

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