Euroraum: 19 Millionen Arbeitslose
Leichter Rückgang bei den Unter-25-Jährigen erfreut die Politik
Luxemburg. Die Jugendarbeitslosigkeit in den Euroländern ist zum Jahreswechsel erstmals seit Mai 2013 wieder leicht gesunken. Im Dezember fiel sie gegenüber dem Vormonat von 24 auf 23,8 Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat am Freitag in Luxemburg meldete. Insgesamt waren 3,5 Millionen junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren ohne Job. Die Jugendarbeitslosigkeit gilt als größtes Problem an Europas Arbeitsmarkt. Ein Milliardenaktionspaket soll Abhilfe schaffen.
Von den Menschen im erwerbsfähigen Alter insgesamt hatten im Dezember etwas mehr als 19 Millionen im Euroraum keinen Job - das entsprach 12,0 Prozent. Diese Quote blieb seit Oktober stabil, wie sich aus den revidierten Zahlen der Statistiker ergibt. Zuvor hatte sie monatelang auf dem Rekordwert von 12,1 Prozent gelegen. In der gesamten EU lag die Arbeitslosenquote im Dezember bei 10,7 Prozent - ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte.
EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn sprach von einem Wendepunkt: »Es gibt zunehmend Hinweise, dass die Arbeitslosigkeit ihren Höhepunkt erreicht hat.« Dennoch müssten die Staaten Reformen umsetzen und mehr sparen.
Jugendliche sind vor allem in den südeuropäischen Krisenländern überproportional stark von Arbeitslosigkeit betroffen. So ist in Griechenland (59,2 Prozent im Oktober 2013) und Spanien (54,3 Prozent) mehr als jeder zweite junge Erwachsene ohne Job. Zum Vergleich: Deutschland weist mit 7,4 Prozent den niedrigsten Wert auf.
Die sehr hohen Zahlen haben teilweise auch statistische Gründe: Bei der Berechnung werden junge Männer und Frauen in Studium oder Ausbildung ausgeklammert. Dies verkleinert die Bezugsgruppe - damit fällt jeder einzelne Arbeitslose stärker ins Gewicht.
Im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit hatte der EU-Gipfel im vergangenen Sommer eine »Jugendgarantie« beschlossen. Binnen vier Monaten sollen junge Männer und Frauen entweder eine Arbeit, einen Praktikums- oder Weiterbildungsplatz haben. Für Fortbildungen oder Hilfe bei der Vermittlung stellt die EU bis zum Jahr 2020 sechs Milliarden Euro bereit. EU-Arbeitskommissar Laszlo Andor rief die EU-Staaten dazu auf, ihr Versprechen aus der Jugendgarantie zu halten: »Es ist höchste Zeit, dass die Mitgliedsstaaten dies umsetzen.«
Die Arbeitsmarktlage in den südeuropäischen Ländern, speziell in den Eurokrisenstaaten bleibt schwierig. Dort ist jeder Vierte im erwerbsfähigen Alter ohne Arbeit. Die höchsten Quoten meldeten Griechenland (27,8 Prozent im Oktober 2013) und Spanien (25,8 Prozent). Österreich hat mit 4,9 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote, Deutschland folgt mit 5,1 Prozent auf Platz zwei.
Die Berechnung der Daten weicht von denen der Bundesagentur für Arbeit ab. Diese hatte am Tag zuvor gemeldet, dass im Januar 2014 die Arbeitslosenquote in Deutschland gegenüber dem Vormonat um 0,6 Punkte auf 7,3 Prozent zugelegt hatte. Strenge Kälte vor allem im Norden und Osten Deutschlands habe die Zahl der Jobsuchenden um 263 000 auf 3 136 000 steigen lassen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 2000 Menschen weniger arbeitslos. dpa/nd
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