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Kaum Torgefahr: Angola verpasst Riesensensation

Iran verabschiedet sich mit 1:1 und ohne Sieg aus dem Turnier

  • Matthias Koch, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Es war so wie immer bei Weltmeisterschaftsspielen von Iran. Auch in Leipzig protestierten rund 300 Menschen vor dem Match gegen Angola friedlich gegen die Israel-Politik des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad - glücklicherweise unbehelligt von Rechtsextremisten, die im Vorfeld Provokationen angekündigt hatten. Dabei hatten Politiker vieler Parteien beinahe über Monate sinnlos derartige WM-Panik inszeniert.
Nach dem Abpfiff erlebten die in weißer Spielkleidung angetretenen Iraner jedoch ungewohnte Gefühle. Nach dem spielerisch desaströsen 1:1 gegen Angola gingen sie erstmals nicht als Verlierer vom Platz. Zuvor hatten sie gegen Mexiko (1:3) und Portugal (0:2) verloren.
Angola verpasste dagegen nach dem Gruselspiel den möglichen Einzug ins Achtelfinale. Dazu wäre dank der Schützenhilfe des einstigen Kolonialherren Portugal mit dem 2:1 gegen Mexiko ein Sieg gegen Iran mit drei Toren Vorsprung nötig gewesen.
Doch für höhere Weihen fehlte Angola einfach die Klasse. Der iranischen Keeper Ebrahim Mirzapour musste sich speziell im ersten Durchgang nur beim strammen Fernschuss des Angolaners Love in der Nachspielzeit der ersten Hälfte strecken. Nach dem Wechsel strichen Distanzversuche des bisweilen an den Ketten zerrenden Mendonca knapp am Gehäuse vorbei (47., 53.).
Doch praktisch aus dem Nichts durfte WM-Neuling Angola. der auf Platz 62 der aktuellen FIFA-Weltrangliste steht, den historischen ersten Treffer bei einer Weltmeisterschaft bejubeln. Der glückliche Torschütze war der erst kurz zuvor eingewechselte Flavio. Sein Kopfballtor nach butterweicher Flanke von Ze Kalanga verleitete die mitgereisten angolanischen Fans auf den Rängen zu Freudentänzen.
Doch die in diesen Minuten dem absoluten Tiefpunkt entgegen torkelnden Iraner ließen den Afrikanern nur wenig Zeit zum Jubeln. Mit dem 1:1 in der 76. Minute durch Sohrab Bakhtiarizadeh zerstörte Iran die letzten zarten Achtelfinal-Hoffnungen der Angolaner.
»Ich dachte, dass wir das Spiel gewinnen können. Aber als Iran offensiver wurde, konnten wir unsere Konter nicht vernünftig ausspielen. Denoch meine ich, dass wir guten Fußball gezeigt haben«, sagte Luis De Oliveira Goncalves. Der angolanische Coach hatte diese Meinung wohl exklusiv.
Schon vor dem Halbzeitpfiff des Australiers Mark Shield besaß Iran die weitaus besseren Torchancen. Doch Ferydoon Zandi vom 1. FC Kaiserslautern (7.), Ali Daei (24.), früher bei Bayern München und Hertha BSC spielend, und Mehdi Mahdavikia (27./auf der Linie gerettet) vom Hamburger SV sowie Andranik Teymourian (40.) fehlten Glück und Können.
Nach dem 1:1 waren die Perser dem Sieg sogar wieder näher als die Angolaner. Doch Teymourian scheiterte aus aussichtsreicher Position an Ricardo Joao (84.). Der angolanische Schlussmann war ansonsten erneut mit mehreren Fangfehlern aufgefallen.
Für Irans Trainer Branko Ivankovic war Leipzig übrigens der letzte Auftritt. Er beendet nach dem Vorrunden-Aus seine Arbeit als Nationaltrainer. »Nach fünf Jahren sucht man sich eine neue Herausforderung. Es ist Zeit, zu gehen«, sagte der 52-jährige Kroate nach dem Spiel.

Iran: Mirzapour - Kaabi (67. Borhani), Bakhtiarizadeh, Rezaei, Nosrati (13. Shojaei Soleimani) - Teymourian, Zandi - Mahdavikia, Madanchi, Hashemian (39. Khatibi) - Daei.
Angola: João Ricardo - Locó, Jamba, Kali, Delgado - Zé Kalanga, Figueiredo (73. Rui Marques), Mateus (23. Love), Mendonça, Miloy - Akwá (51. Flávio).
Tore: 0:1 Flávio (60.), 1:1 Bakhtiarizadeh (76.). SR: Shield (Australien). Zu.: 38 000.
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