Bahn frei für Irans Öl

Russland bietet Hilfe beim Ausbau des Schienennetzes an, um an das Öl der Islamischen Republik zu kommen

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: 3 Min.
In Iran ist die Bahninfrastruktur veraltet. Wer dem Land bei dessen Erneuerung hilft, hat gute Karten, um an persisches Erdöl zu kommen.

Noch hat die internationale Gemeinschaft ihre Sanktionen gegen Iran nicht aufgehoben, sondern nur für sechs Monate gelockert. Investoren treten sich dennoch in Teherans bereits auf die Füße und lecken sich die Lippen in Erwartung von Milliarden-Deals. Infrastruktur und Industrie - darunter auch Anlagen für die Öl- und Gasförderung, sowie Raffinerien - sind hoffnungslos veraltet. Denn der wichtigste Lieferant, die USA, verhängte bereits 1979 nach der Geiselnahme in Washingtons Teheraner Botschaft ein Handelsembargo gegen die Islamische Republik.

Moskau, das maßgeblichen Anteil an der Lockerung der UN-Sanktionen gegen Teheran hat - sie traten am 20. Januar in Kraft -, will nun die Früchte ernten und beim beginnenden Run auf den iranischen Markt daher nicht zu den Nachzüglern, sondern zur Avantgarde gehören. Über Ölexporte nach Russland verhandelt Iran bereits, wie der iranische Botschafter in Moskau am Montag bestätigte.

Demnach habe Russlands Präsident Wladimir Putin und sein iranischer Kollege Hassan Ruhani bereits im September über die Lieferung von mehreren hunderttausend Barrel Öl pro Tag gesprochen. Dieser mögliche Deal könnte zu Spannungen mit den USA und der EU führen, da Teheran als Gegenleistung von Russland einen zweiten Atomreaktor gebaut haben will.

Auch hofft Teheran besonders auf Hilfe beim Bau von Eisenbahnstrecken. Details will der russische Wirtschaftsminister Alexei Uljukajew im Frühjahr in Teheran erörtern. Und nach Möglichkeit mit unterschriebenen Verträgen nach Hause zurückkehren. Auf Eile drängen vor allem die Russischen Staatsbahnen. Iran, wo derzeit über die Schiene gerade mal neun Prozent des Güter- und rund elf Prozent des Personenverkehr abgewickelt werden, will sein Streckennetz in den nächsten Jahren um mindestens 5000 Kilometer erweitern. Bei der Ausschreibung droht ein knallharter Wettbewerb.

Gute Karten haben vor allem deutsche Firmen. Sie waren maßgeblich am Bau der transiranischen Eisenbahn beteiligt, die vom Persischen Golf über Teheran ans Kaspische Meer führt und dabei Höhen von bis zu 2200 Metern erklimmt. Vor allem aber droht ein Interessenkonflikt Russlands mit China, das eine durchgehende Bahnverbindung vom Stillen Ozean nach Westeuropa plant. Unter Umgehung Russlands und über dessen zentralasiatische Ex-Vasallen. Peking übernimmt den Löwenanteil der auf rund 15 Milliarden US-Dollar geschätzten Kosten.

Moskau will sich daher auf Bahnprojekte in Nordwestiran konzen᠆trieren. Auch, um seinen Verbündeten Armenien wieder an das internationale Schienennetz anzuschließen. Die Strecke nach Russland rostet wegen Georgiens Konflikt mit seiner abtrünnigen Region Abchasien seit über 20 Jahren vor sich hin. Auch stockt der 2009 begonnene Bau einer Linie, die Armenien direkt mit Iran verbinden soll. Russland, das 2008 für 30 Jahre die Nutzungsrechte der armenischen Bahnen erwarb, will dieses Projekt schnell zu Ende bringen und dazu eine Strecke bauen, die von Iran nach Aserbaidschan führt.

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