Fantastische Brasilianer

Dass Italien - wenn auch mit Ach und Krach - ins Achtelfinale einzog, ist für mich keine Überraschung. Der dreifache Weltmeister setzte sich unbeeindruckt vom Fußball-Skandal in der Heimat völlig verdient mit 2:0 gegen Tschechien durch. Dabei spielten die Italiener typisch italienisch: defensiv, die Räume verengend und mit einem Stürmer. Sie demonstrierten, was bei dieser WM häufig zu beobachten war: Standardsituationen werden möglichst für den Torerfolg genutzt. Mit besonderem Interesse habe ich am TV jedoch das Spiel des Titelverteidigers Brasilien gegen Japan verfolgt. Was die Brasilianer vor allem in der zweiten Halbzeit geboten haben, war einfach fantastisch. Ein Mann wie Ronaldo, der zuvor so gescholten wurde, zeigte, was er tatsächlich für ein Ausnahmestürmer ist. Ich glaube nicht, dass die vehemente und überaus bissige Kritik in den brasilianischen Medien bei ihm einen Wandel bewirkt haben. Vielmehr war er wohl in den ersten beiden Spielen noch nicht in der Form, in der er sich jetzt gegen Japan präsentiert hat. Er ist und bleibt halt ein besonderer Spieler für die wichtigen Momente. Die beiden Tore werden ihm gewiss Selbstvertrauen geben. Ein besonderes Auge warf ich auf die Japaner. Als Nationaltrainer von Bahrein in den Jahren zwischen 2000 und 2005 war Japan in der WM-Qualifikation einer unserer Gegner. Die Elf von Bahrein verlor zu Hause und auswärts jeweils knapp mit 0:1. Am Ende stand meine Mannschaft draußen. Der Traum von der vor allem vom Verband erhofften direkten WM-Qualifikation war geplatzt. Die Japaner gefielen mir trotz der 1:4-Niederlage gegen Brasilien. Sie waren einmal mehr unheimlich laufstark. Das führte dazu, dass sie in der Defensive in Windeseile die Räume zustellten. Wie gegen Bahrein waren sie zweikampfstark. Am Ende hat das eine wie das andere aber nichts gebracht - WM-Aus. Unser Autor bestritt 333 Bundesligaspiele für Hertha BSC, 1860 München und Werder Bremen. Als Trainer von Bahrein war er Teilnehmer an der WM-Qualifikation.