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Grenzenlose Euphoriewelle trifft nun auf Argentinien

Deutschland steht nach dem überzeugenden 2:0-Erfolg gegen Schweden im Viertelfinale / Beide Tore von Podolski nach Vorarbeit von Klose

  • Matthias Koch, München
  • Lesedauer: 4 Min.
»Mit dem Herz in der Hand - und der Leidenschaft im Bein - werden wir Weltmeister sein«, heißt es im Lied der Rockband Sportfreunde Stiller. Die Fans sangen diesen Ohrwurm lauthals mit, als die deutsche Mannschaft am Sonnabend um 16.16 Uhr zur Erwärmung ins Münchner Stadion einlief. In der schönsten WM-Arena wurde der Hit noch lauter zum Besten gegeben, als der zur Selbstdarstellung neigende Schiedsrichter Simon Carlos aus Brasilien um 18.50 Uhr abpfiff.
Dazwischen lag eine teilweise atemberaubende Partie, die in der ganzen Bundesrepublik zu weiteren Freudentänzen führte. Denn nach dem hoch verdienten 2:0-Erfolg im Achtelfinale gegen Schweden scheint die Euphoriewelle um die deutsche Nationalmannschaft kein Ende nehmen zu wollen. Nun trifft die DFB-Auswahl im Viertelfinale am Freitag in Berlin auf den WM-Favoriten Argentinien.

Weltklasseleistung von
Miroslav Klose
»Der Anfang konnte besser nicht sein. Die beiden frühen Tore haben uns natürlich sehr gut ins Konzept gepasst«, meinte Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach dem Doppelpack von Lukas Podolski in der vierten und zwölften Spielminute. Deutschland rief vor allem vor dem Seitenwechsel seine bisher beste Turnierleistung ab.
Angetrieben von einer Heimspielkulisse, unter den 66 000 Fans befanden sich maximal 8000 aus Schweden, trat das DFB-Team die Flucht nach vorn an. Der Neu-Münchner Podolski schloss einen der ersten Angriffe gleich mit dem 1:0 ab, nachdem die Kugel über Kapitän Michael Ballack und Sturmkollege Miroslav Klose zum Neu-Münchner gelangt war. Der Bremer Klose blieb nach seinen beiden Toren beim 3:0 gegen Ecuador diesmal ohne Treffer. Doch seine Leistung gegen die Schweden war Weltklasse.
Mit großem Selbstbewusstsein gewann der frühere Kaiserslauterer beinahe jeden Zweikampf. Es ist kein Zufall, dass gerade Klose auch das 2:0 von Podokski vorbereitete. »Miroslav besitzt eine wahnsinnig professionelle Einstellung. Er ist sehr spielintelligent und selbstsicher, auf dem Rasen und außerhalb des Platzes eine absolute Führungspersönlichkeit«, lobte Teammanager Oliver Bierhoff.
Die Zuschauer in München hatten für die überrumpelten Schweden, die sich nach dem 2:2 gegen England noch so große Hoffnungen auf das Viertelfinale gemacht hatten, nur Hohn und Spott übrig: »Ihr seid nur ein Möbellieferant«, skandierten sie in Anspielung auf ein deutschlandweit bekanntes Einrichtungsunternehmen.
Während über den Rängen mehrfach die Welle kreiste, vergaben Podolski (7.), Ballack (11., 18.), Klose (18., 31., 44.), Bernd Schneider (24.) und Torsten Frings die frühe Vorentscheidung. Praktisch war diese jedoch schon gefallen, als der schwedische Verteidiger Teddy Lucic noch vor der Pause eine etwas überzogene Gelb-Rote Karte hinnehmen musste.
Aber wie so häufig im Fußball leitete eine solche Hinausstellung gerade bei der dezimierten Mannschaft eine Hochphase ein. Urplötzlich besaßen der nach Verletzung wieder aufgestellte Star Zlatan Ibrahimovic von Juventus Turin (40.), Petter Hansson (41.) und Mattias Jonson nach einem Missverständnis zwischen Torhüter Jens Lehmann und Verteidiger Philipp Lahm (43.) Möglichkeiten zum 1:2-Anschlusstreffer.
Wer weiß, wie sich die Partie entwickelt hätte, wenn Henrik Larsson vom FC Barcelona den an ihm vom Dortmunder Christoph Metzelder verwirkten Foulelfmeter (53.) verwandelte hätte. Doch nach dem der durch das Ausscheiden der Schweden sein letztes Länderspiel bestreitende Angreifer die Kugel über den Querbalken gejagt hatte, war Deutschland wieder oben auf.
»Mit zehn Spielern ist es schwierig. Aber wir haben es auch in Unterzahl immer wieder versucht, so lange wir Kraft hatten«, meinte Lars Lagerbäck. Schwedens trauriger Coach musste am Ende froh sein, kein Debakel erlebt zu haben. Denn ein extrem schusswütiger Michael Ballack (55./Pfosten, 80., 81.) sowie Bernd Schneider (84./Pfosten), Oliver Neuville (87.), Miroslav Klose (87.) und Sebastian Kehl (88.) standen gegen den starken schwedischen Schlussmann Andreas Isaksson vor weiteren Treffern.

Spieler haben bis Montagabend frei
Das Viertelfinalspiel der Argentinier gegen Mexiko am späten Sonnabendabend verpasste die deutsche Elf größtenteils wegen des Rückfluges von München nach Berlin. Lukas Podolski fällte dennoch ein klares Urteil über die »Gauchos«: »Argentinien hat bisher gute Leistungen gezeigt. Aber diese Mannschaft ist nicht stärker als wir.«
Bis die Vorbereitung auf Argentinien beginnt, bekam die Mannschaft aber von Sonntagmittag bis Montagabend frei.

Deutschland: Lehmann - Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm - Schneider, Frings (85. Kehl), Ballack, Schweinsteiger (72. Borowski) - Klose, Podolski (74. Neuville).
Schweden: Isaksson - Alexandersson, Mellberg, Lucic, Edman- Linderoth - Jonson (52. Wilhelmsson), Källström (39. Hansson), Ljungberg - Larsson , Ibrahimovic (72. Allbäck).
Tore: 1:0 Podolski (4.), 2:0 Podolski (12.). Schiedsrichter: Simon (Brasilien). Zuschauer: 66 000 (ausverkauft). Besonderes Vorkommnis: Larsson (Schweden) verschießt Foulelfmeter (53.). Gelb-Rote Karte: - / Lucic (35./wiederholtes Foulspiel).
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