Stark geredet - schwach gespielt
Die Eisbären Berlin setzen mit dem 1:0 im ersten Playoff-Spiel gegen Ingolstadt ihre Erfolgsserie fort
Nach dem Spiel waren sich beide Trainer einig. Noch sei nichts entschieden im Duell um den Einzug in die Viertelfinals der deutschen Eishockeymeisterschaft, hieß es wie üblich nach dem ersten Spiel einer Playoff-Serie. »Es ist der erste Sieg, aber zwei sind zum Weiterkommen nötig«, so Jeff Tomlinson, Trainer der Eisbären Berlin. »Wir werden am Mittwoch in Ingolstadt höllisch aufpassen müssen.« Auf der Gegenseite nutzte auch Ingolstadts Niklas Sundblad allgemein gültige Floskeln: »Noch haben wir zwei Siegchancen. Heute waren wir dicht dran.«
Die Eisbären haben sich in den vergangenen Wochen aus der Krise gespielt - nicht zuletzt dank der Rückkehr der Langzeitverletzten, allen voran Torwart Rob Zepp, der mit seinen Glanzparaden den Sieg absicherte. Aber in der von viel Kampf und Krampf gekennzeichneten Partie gegen Ingolstadt wurde deutlich, dass die Eisbären ein aktuelles Manko nicht so leicht wegstecken können: Im Paradesturm fehlt der immer noch am Knie verletzte Darin Olver - und das bis zum Saisonende. Ex-Nationalspieler Florian Busch kann Olver nicht ersetzen. Das ist auch der Konkurrenz klar.
Mannschaftskapitän André Rankel ist trotzdem überzeugt: »Wir können noch besser spielen, als wir das heute gezeigt haben. Wir haben auf Fehler des Gegners gewartet, und ein gegnerischer Fehler half uns dann.« Ausgerechnet dem überragenden Ingolstädter Torwart Timo Pielmeier unterlief ein solcher sechs Sekunden vor der zweiten Drittelpause, als er gegen die in Überzahl angreifenden Eisbären den Puck abprallen und Rankel die Scheibe über die Linie stochern ließ. Mehr gab es an diesem Abend nicht zu bejubeln.
Auffallend ist, dass sich bei den Eisbären eine Mentalität breit macht, die darauf hinausläuft, sich selbst stark zu reden. Unbestritten hat die Mannschaft mit ihrer Erfolgsserie in den letzten Wochen der Hauptrunde deutlich an Selbstvertrauen gewonnen, die Abwehr agiert stabiler und aggressiver, die Offensive punktet reihenübergreifend. Aber Töne, wie sie jetzt beim siebenfachen Meister zu hören sind, dass angeblich die Gegner schon wieder vor ihnen zittern würden, sind maßlos übertrieben. Ingolstadt zeigte jedenfalls nicht die Spur davon. Berlins Trainer Tomlinson drehte die Schraube schließlich wieder ein Stück zurück: »Sagen wir mal so: Die Gegner erkennen, dass wir besser und vor allem kämpferischer geworden sind. Sie bereiten sich wieder akribischer auf uns vor, als das noch vor Wochen der Fall war.«
Tomlinson macht sich zur Stunde noch keine Gedanken, wie es weitergehen wird. »Ich denke von Spiel zu Spiel, erst mal das Viertelfinale erreichen. Dann sehen wir weiter.« Wieder so eine Floskel, doch eins ist auch ihm klar: Gelingt der Einzug ins Viertelfinale, wartet einer von zwei schweren Brocken: entweder der DEL-Hauptrundenerste aus Hamburg oder der Zweitplatzierte Krefeld. Die Bilanzen gegen die Konkurrenten in dieser Saison: drei Niederlagen und nur ein Sieg gegen Hamburg, ausgeglichen zwei zu zwei gegen Krefeld. Warum also soll sich die Konkurrenz vor den Eisbären fürchten? Zumal sie in der möglichen nächsten Serie keinen Heimvorteil mehr hätten.
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