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Der Comandante am Ziel
Salvador Sánchez Cerén wird El Salvadors nächster Präsident
Viele seiner Anhänger nennen ihn bis heute Leonel González. Unter diesem Pseudonym kämpfte Salvador Sánchez Cerén lange Jahre in der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) - El Salvadors Guerilla-Organisation gegen die herrschende Oligarchie im Land. Sánchez Cerén, neuntes von zwölf Kindern eines Schreiners und einer Verkäuferin, begann sehr früh, sich gegen Armut und Unterdrückung zu engagieren. Mit 21 Jahren gründete der ausgebildete Lehrer mit einigen anderen 1965 die Lehrergewerkschaft »Andes 21 de junio«. Und mit 26 Jahren gehörte er 1970 zu den Gründungsmitgliedern der Volksbefreiungskräfte (FPL), die schon bald den bewaffneten Kampf gegen das regierende Militär aufnahm und sich 1980 mit vier weiteren Organisationen zur FMLN zusammenschloss.
FPL-Chef, Mitglied der Generalkommandantur der FMLN, Unterzeichner des Friedensabkommens mit der Regierung El Salvadors, FMLN-Vorsitzender, Parlamentsabgeordneter, Fraktionsvorsitzender und schließlich seit 2009 Bildungsminister - das sind die weitere Stationen in Sánchez' politischer Karriere, die nun ihren Höhepunkt erreicht hat. Am Sonntag wurde der 69-Jährige im zweiten Wahlgang zum neuen Präsidenten El Salvadors gewählt; denkbar knapp mit etwa 6000 Stimmen Vorsprung gegenüber dem rechten Kandidaten. Noch in der Wahlnacht rief Sánchez die unterlegene ARENA-Partei auf, mit ihm »zusammenzuarbeiten, um El Salvador voranzubringen«. Das könnte allerdings ein frommer Wunsch bleiben.
Im Wahlkampf gab sich der FMLN-Kandidat betont moderat. Viel spricht dafür, dass er diesen Kurs nach dem 1. Juni, wenn er sein Amt übernimmt, beibehält. Vom Sozialismus des 21. Jahr- hunderts wird er als Präsident wohl kaum noch sprechen und stattdessen auf ein möglichst gutes Verhältnis zu den USA achten. Ob die USA dem gewählten Präsidenten verziehen haben, dass er als Leonel González auch gegen die US-Vorherrschaft im Lande kämpfte, ist allerdings ungewiss.
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