Ein bisschen Spott zum Abschied
Roland Etzel zum Abbas-Besuch in Washington
Mahmud Abbas ist ein bedauernswerter Politiker. Nicht nur, dass er seit zehn Jahren schon Präsident eines nach wie vor Nichtstaates ist; die Chance, dass sich dieser Umstand in naher Zukunft zum Positiven hin ändern könnte, ist am Dienstag nach seinem Besuch in Washington wieder etwas geringer geworden.
Das heißt: Viel größer war sie in Wirklichkeit auch vorher nicht. Dass Gastgeber Obama voriges Jahr so gewaltig die Backen aufblies und von seinem Willen zu einer Nahostlösung bis Ende April 2014 sprach, hat schon damals kaum jemand ernst genommen, vor allen Dingen diejenigen nicht, die diesen Frieden schließen sollten. Nun, da der Termin nahe ist, erfolgt der sehr viel leisere Offenbarungseid.
Israels Premier erfuhr schon zu Monatsbeginn, sicher nicht ohne Genugtuung, dass sich am Status quo vorläufig nichts ändern wird. Nun also auch die Aufforderung an Abbas, »kompromissbereit zu sein« und erstmal bis zum Jahresende weiterzuverhandeln. Der Öffentlichkeit ließ Obama mitteilen, er habe Abbas »zu schwierigen Entscheidungen« ermutigt. Man darf das wohl ein bisschen Spott zum Abschied nennen, denn eine dieser Entscheidungen steht jetzt schon an: Abbas muss zurückkehren und seinem Volk erklären, warum dies einmal mehr mit leeren Händen geschieht.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.