Fußball den Rassismus-Teufel austreiben

FIFA nutzt Viertelfinals am Freitag und Sonnabend für Anti-Diskriminierungstage

  • Lesedauer: 3 Min.
Der Fußball-Weltverband FIFA wird bei den Viertelfinalspielen der Weltmeisterschaft ein Zeichen gegen Rassismus setzen. Die Kapitäne der acht im Turnier verbliebenen Mannschaften werden unmittelbar vor dem Anstoß ihrer Partie eine entsprechende Erklärung vorlesen. Die beiden Spieltage am Freitag und Sonnabend werden zu offiziellen Anti-Diskriminierungstagen erklärt. »Der Teufel Rassismus hat leider noch immer Platz im Fußball. Wenn wir nicht alle respektieren, die dieses Spiel spielen, kann der Teufel den Fußball von innen heraus zerstören«, sagte FIFA-Boss Joseph S. Blatter im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin. Unter anderem flankiert von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Franz Beckenbauer, Vorsitzender des WM-Organisationskomitees (OK), mahnte Blatter noch einmal die Umsetzung der Neufassung des verschärften FIFA-Artikels 55 gegen Rassismus in den 207 Nationalverbänden an. Der Artikel soll den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung fördern. Bei Verstoß gegen die Regeln drohen den betroffenen Verbänden drastische Strafen. »Wenn die Verbände den Vorgaben nicht nachkommen, dann wird das Exekutivkomitee der FIFA eingreifen«, kündigte Blatter an. Als höchste Strafe ist der Ausschluss eines Verbandes vorgesehen. Innenminister Schäuble erklärte das Vorgehen gegen Rassismus zu einem Kampf aller Menschen, speziell auch der politischen Kräfte im Land. Er verwies auf erste Erfolge in Deutschland, die auf die Kraft des Fußballs zurückzuführen seien. So habe die rechtsextreme NPD einen Aufmarsch für den 1. Juli in München abgesagt. »Sie haben es aufgegeben, weil sie spüren, dass sie in der Welle der Begeisterung ohne jede Chance wären.« Doch er wisse auch, dass nach dem WM-Finale am 9. Juli ein Stück Alltag zurückkehren wird. Gleichzeitig äußerte der CDU-Politiker die Überzeugung, dass ein Teil vom »erkennbar veränderten Klima« im Lande über das WM-Ende hinaus spürbar bleibe. Die internationale Spielergewerkschaft FIFPro kündigte ebenfalls eine härtere Gangart bei Diskriminierung oder rassistischen Auswüchsen auf dem Platz aus. »Wir werden die Spieler streng bestrafen«, sagte FIFPro-Vorsitzender Philippe Piat. Der Franzose will der individuellen Bewertung derartiger Vorfälle aber einen größeren Spielraum gewähren. So seien manchmal Äußerungen, die rassistisch gefärbt seien, keineswegs tatsächlich rassistischer Natur, sondern Emotionen im Rahmen des Wettkampfs geschuldet. »Es gibt Dinge auf den Platz, die man im Spiel sagt, die würde man nach dem Spiel nicht mehr sagen«, meinte Piat. Das OK der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika bedankte sich in Person von Tokyo Sexwale für das Engagement des Weltverbandes gegen Rassismus. Sexwale saß 18 Jahre während des Apartheid-Regimes in Südafrika in Haft, 15 davon gemeinsam mit dem späteren Präsidenten Nelson Mandela auf Robben Island. »Die FIFA war nicht verpflichtet, die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, während sie dem Höhepunkt der Weltmeisterschaft entgegenfiebert. Das Problem wird zwar heute nicht gelöst, aber die Botschaft für die Welt wird verstärkt«, sagte Sexwale. sid/ND
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