Noch in Schlagdistanz zur ersten Liga
Verdientes Remis zwischen dem 1. FC Union Berlin und Paderborn
Mitte Februar, nach dem Spiel in Düsseldorf, hatte Uwe Neuhaus das Saisonziel geändert. »Wir wollen aufsteigen«, sagte der Trainer des 1. FC Union Berlin. Seitdem sind fünf Spiele vergangen, teilweise gegen richtige Gradmesser im neu ausgerufenen Aufstiegsrennen wie St. Pauli und Greuther Fürth. Die Bilanz: ein Sieg, eine Niederlage, drei Unentschieden, durchwachsen also. Am Freitagabend gegen den Tabellendritten SC Paderborn gab es vor 18820 Zuschauern in der Alten Försterei beim 1:1 (0:0) die nächste Punkteteilung.
Neuhaus wollte mit der Ansage im Februar seine Spieler aus der Komfortzone holen. Zwar hatte jeder einzelne Profi immer wieder den Aufstiegswunsch betont, aber eben nur wenn sich in der entscheidenden Phase der Saison noch die Chance dazu böte. Hinter dieser Haltung hatten sich die Spieler nach Neuhaus’ Meinung zu lange versteckt. Und der Trainer wollte auch nicht warten, bis die große Chance dadurch verspielt wird. Damals waren die Berliner Sechster in der 2. Bundesliga, nur drei Punkte vom Zweiten entfernt.
Blockaden hat Neuhaus bei seinen Spielern damit nicht gelöst. Befreit spielte der 1. FC Union Berlin gegen Paderborn im eigenen Stadion nicht auf, in der 1. Halbzeit zurückhaltend bis verkrampft. Die einzig nennenswerte Torchance hatten die Berliner in der 44. Minute nach einem Konter durch einen Schuss von Rechtsverteidiger Marc Pfertzel. Der Spielaufbau war behäbig und ideenlos. Die Paderborner wirkten frischer und agierten zielstrebiger und hatten gute Chancen. Zweimal verhinderte das Außennetz die Führung der Gäste, mehrmals stand Unions Torwart Daniel Haas im Weg. Wie in der 38. Minute, als er sich dem allein auf ihn zustürmenden Süleyman Koc in den Weg warf und den Rückstand verhinderte.
In der Kabine muss Neuhaus dann die richtigen Worte gewählt haben. Union spielte engagierte und bestimmte das Geschehen, die Chancen kamen zwangsläufig. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff scheiterte Stürmer Adam Nemec im Fünfmeterraum noch an einem gegnerischen Bein. Drei Minuten später köpfte Sören Brandy nach einer Flanke von Torsten Mattuschka den Ball zum 1:0 ins Netz. Der Treffer war ein Zeichen verbesserter Durchschlagskraft. In der ersten Hälfte hatten die Berliner kein einziges Kopfballduell im gegnerischen Strafraum gewonnen. In der 59. Minute gewann Damir Kreilach in Paderborns Strafraum den nächsten Luftkampf, Torwart Lukas Kruse verhinderte aber mit einem starken Reflex das 2:0 für den 1. FC Union.
Nach 72 Minuten hatte erneute Kreilach die Chance, die Führung für die Berliner zu erhöhen. Nach einem feinen Doppelpass mit Nemec im Sechzehner scheiterte er jedoch erneut an Kruse. Auch der eingewechselte Christopher Quiring verpasste es, das Spiel zu entscheiden. In der 81. Minute verhinderten Kruses Fingerspitzen und der Innenpfosten den Weg des Balles über die Torlinie. Paderborn hatte nur zwei Chancen in der zweiten Halbzeit. Nach 67. Minuten drosch Johannes Wurtz freistehend vor Union-Keeper Haas aus zwölf Metern ins Fangnetz hinter dem Tor.
Als die Alte Försterei sich langsam aber sicher und mit gehobener Lautstärke auf die erste Drei-Punkte-Feier seit vier Spielen eingestellt hatte, sorgte Paderborns Uwe Hünemeier für Stille und Entsetzen. Eine Minute vor Spielende zirkelte der Verteidiger mit seinem schwächeren linken Fuß den Ball aus 20 Metern unhaltbar für Haas in den Torwinkel. Die Vorarbeit kam von Koc, der zuvor vollkommen ungedeckt auf der linken Seite angespielt werden konnte.
Das 1:1 ist die dritte Punkteteilung in Folge für den 1. FC Union Berlin und ebenso zu wenig für Aufstiegsansprüche wie nur eine ansprechende Halbzeit gegen Paderborn. Gästetrainer André Breitenreiter fuhr hingegen »zufrieden mit einem Punkt nach Hause«. »Das Remis war verdient«, sagte er noch. Der SC ist nach wie vor Dritter und kann weiter vom Aufstieg träumen. Die Berliner sind als Sechster mit sechs beziehungsweise vier Punkten Rückstand auf die Plätze zwei und drei auch noch in Schlagdistanz zur ersten Liga. Aber herbeireden kann man den Aufstieg wohl nicht. Und schönreden sollte man eine insgesamt nur mäßige Partie auch nicht. Uwe Neuhaus hatte seine Mannschaft schon in der ersten Halbzeit »dominant« gesehen. Den späten Ausgleichstreffer empfand er als »unverdient«.
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