Alle hatten Müh und Not

  • Jörg Heinrich
  • Lesedauer: 2 Min.
Vor dem Achtelfinale wurde betont: Jetzt geht die WM erst richtig los. Völlig richtig, wenn man an das K.o.-System denkt. Alles oder nichts war und ist nun auch weiterhin bis zum Finale in Berlin die Devise. Jetzt geht die WM erst richtig los - auch hinsichtlich des spielerischen Niveaus? Jein. Ich hätte mir eine Steigerung gegenüber der Vorrunde nicht nur gewünscht - ich hatte sie glatt erwartet. Sie blieb zwar nicht völlig, aber doch weitgehend aus. Dass sich am Ende die Weltmeister früherer Jahre in die Runde der letzten Acht spielten, überrascht dabei weniger. Doch die vermeintlichen Topfavoriten taten es nicht etwa im »großen Stil«. Sie hatten alle ihre liebe Müh und Not. Positiv aufgefallen ist mir allerdings, dass die Differenz früherer Jahre zwischen den so genannten Kleinen und den Großen fast unsichtbar geworden ist. Bestes Beispiel ist die Ukraine. Ein Außenseiter, der aber ebenso wie Portugal (nach dramatischem Duell gegen die Niederlande) überraschend in den illustren Kreis der Viertelfinalisten eindrang. Wenn ich das 6:2-Verhältnis im Viertelfinale zwischen Europa und Südamerika betrachte, so bin ich in einer Beziehung verblüfft: Ich hatte zumindest ein afrikanisches Team dort erwartet - die Elfenbeinküste oder Ghana. Die Elfenbeinküste war aber schon vorher draußen, und für Ghana war die Achtelfinal-Hürde mit dem fünffachen Weltmeister Brasilien (noch) zu hoch. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen: In vier Jahren, bei der WM 2008 in Südafrika, ist mit einem afrikanischen Durchbruch zu rechnen. Meine Kritik am bisherigen spielerischen Niveau dieser WM wird hoffentlich verstummen, wenn es jetzt im Viertelfinale zur Sache geht. Es sind fast durchweg Top-Paarungen, die das Herz eines jeden Fußballfans höher schlagen lassen. Und völlig klar: Ich drücke ganz besonders der deutschen Mannschaft die Daumen! Unser Autor ist 37-facher Nationalspieler und heute Sportdirektor beim 1. FC Union Berlin.
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