Hendricks gibt in Sachen Gorleben nach

Bundesamt für Strahlenschutz zieht Klage zurück

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) will bei der Suche nach einem Endlager die AKW-Gegner mit ins Boot holen. Nun kommt sie ihnen entgegen.

Wenige Tage vor einer Tagung von Umweltverbänden und Anti-Atom-Initiativen zur Endlagerung hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) der Ökologiebewegung in einer wichtigen Frage Entgegenkommen signalisiert. Die Ministerin bat das ihr unterstellte Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), die erst im Oktober eingereichte Klage gegen die Aufhebung des Rahmenbetriebsplans für die Erkundung des Salzstocks Gorleben zurückzunehmen. Damit wolle Hendricks deutlich machen, »dass sie für ein ergebnisoffenes Suchverfahren nach einem Endlager steht«, sagte eine Ministeriumssprecherin am Mittwoch dem »nd«.

Der Rahmenbetriebsplan für Gorleben stammt aus dem Jahr 1983, er regelte den Umfang der untertägigen Untersuchung des Salzstocks und legte die Erkundungsbereiche fest. Der Plan musste alle zehn Jahre verlängert werden, zuletzt geschah das 2010. Dabei gab er schon lange nicht mehr die aktuelle Rechtslage wieder: So sind seit 1990 auch nach dem Bergrecht - Grundlage der Untersuchung in Gorleben - eine Umweltverträglichkeitsprüfung und die Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen.

Nachdem die Erkundungsarbeiten im Zuge des Neustarts der Endlagersuche unterbrochen wurden, hatte das Land Niedersachsen folgerichtig im September 2013 die Aufhebung des Rahmenbetriebsplans beschlossen. Dagegen klagte das BfS auf Anweisung des damaligen Bundesumweltministers Peter Altmaier (CDU). Die rot-grüne Landesregierung und Umweltverbände liefen Sturm und sahen sich in ihrem Argwohn bestätigt, dass die Bundesregierung doch weiter auf ein Endlager in Gorleben setze.

Jetzt haben sich die Gemüter etwas beruhigt. Die Rücknahme der Klage sei ein »sehr wichtiges Signal für Vertrauensbildung bei der Suche nach sicherer Lagerung von Atommüll«, sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Der Rahmenbetriebsplan werde damit »endlich Geschichte«. Auch die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg begrüßt Hendricks Schritt. »Ein ganz unseliges Kapitel der Auseinandersetzung um Gorleben gehört der Geschichte an«, so Sprecher Wolfgang Ehmke. Der Rahmenbetriebsplan stehe »für über 30 Jahre Lug und Trug«.

Umweltverbände, Bürgerinitiativen und atomkraftkritische Wissenschaftler kommen am Wochenende in Berlin zusammen. Sie wollen beraten, ob sie sich an der Expertenkommission beteiligen, die bis Ende 2015 Verfahrensschritte und Kriterien für die eigentliche Endlagersuche erarbeiten soll. In dem 33-köpfigen Gremium sind zwei Plätze für Umweltschützer vorgesehen. Mehrere Verbände, darunter Greenpeace und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), haben allerdings schon abgewinkt - sie halten das ganze Suchverfahren für intransparent und undemokratisch.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.