Piloten im Streik - wenig los auf den Flughäfen
Arbeitskampf gegen »Angriff auf die Versorgungssysteme« / Arbietsniederlegung zeigt am Morgen erste Auswirkungen
Berlin. An den deutschen Flughäfen ist es zu Beginn des Pilotenstreiks bei der Lufthansa am Mittwochmorgen ruhig geblieben. Am Frankfurter Flughafen waren in der Abflughalle kaum Schlangen an den Schaltern zu sehen. »Das Ziel war, dass die Leute gar nicht zum Flughafen kommen«, sagte Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler der Nachrichtenagentur AFP. Die Fluggesellschaft erwarte, dass der Flugverkehr nach dem dreitägigen Streik der Piloten ab Samstag wieder gut laufen werde. Eine Sprecherin des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport sagte, da die Lufthansa ihre Passagiere entsprechend informiert habe, reisten die meisten gar nicht zum Flughafen. Insgesamt seien für Mittwoch 711 Starts und Landungen annulliert worden. Auch am zweiten großen Drehkreuz der Lufthansa, dem Flughafen München, war die Lage entspannt. Durch die geringere Anzahl an Starts und Landungen sei auch weniger los, sagte ein Sprecher. Der Flughafen habe zwar Kontakt zu Hotels aufgenommen, sollte die Lufthansa Unterstützung bei der Versorgung gestrandeter Passagiere benötigen. Doch dies sei rein »präventiv«.
Piloten haben Streik begonnen
Um Mitternacht haben Piloten von Europas größter Luftverkehrskonzern Lufthansa die Arbeit niedergelegt. Dazu hatte die Pilotengewerkschaft »Vereinigung Cockpit« aufgerufen. Am Vormittag wollen die Piloten am Frankfurter Flughafen für ihre Anliegen demonstrieren. Anlass des Streiks sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglichten. »Nachdem Lufthansa zur Gewinnmaximierung in den letzten Jahren sukzessive immer mehr profitable Arbeitsplätze von Deutschland ins Ausland verschoben hat, wurde im letzten Jahr der Angriff auf die Versorgungssysteme aller Lufthansa Mitarbeiter begonnen«, hieß es bei der Pilotengewerkschaft. Dies treffe zwar nicht ausschließlich die Cockpitmitarbeiter, »doch hier soll damit begonnen werden«. Das Management der Lufthansa wollte »die Unternehmensgewinne und somit die Dividende der Aktionäre massiv steigern«, so Cockpit. »Dazu im Rahmen des Sparprogrammes SCORE, sämtliche Versorgungstarifverträge aller Lufthansa-Mitarbeiter gekündigt.«
Der Streik bei der Lufthansa hat am frühen Mittwochmorgen erste Auswirkungen gezeigt. »Es sind deutlich weniger Leute da«, sagte ein Sprecher des Flughafens in München. Der Flugbetrieb der Lufthansa wird für drei Tage bestreikt. Lufthansa hatte zuvor auf die umfassende Streikankündigung der rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten reagiert und den größten Teil ihres Flugprogramms bis inklusive Freitag abgesagt. Auch bei der Lufthansa-Tochter Germanwings fallen zahlreiche Flüge aus. Am Drehkreuz-Flughäfen München und Frankfurt bereite man sich darauf vor, dass Transitreisende ohne Schengen-Visum in den Transitbereichen festsitzen könnten. »Mit ein paar Gestrandeten wird man rechnen müssen«, hieß es in München. In Frankfurt wurden für gestrandete Fluggäste nach Angaben eines Sprechers Feldbetten in den Transitbereichen aufgestellt.
Die Lufthansa rechnet derweil nicht mit einer zügigen Einigung in dem Arbeitskampf. Das sagte Konzernsprecherin Barbara Schädler am Mittwochmorgen am Frankfurter Flughafen. »Wir sind ständig gesprächsbereit. Wir glauben, dass wir Angebote vorgelegt haben, auf deren Basis man miteinander sprechen kann«, so Schädler weiter. Bei der Gewerkschaft sieht man das völlig anders. Die Tarifkommission von Cockpit habe »der Lufthansa gegenüber erklärt, dass sie bereit ist, eine Deckelung der Kosten für die Übergangsversorgung zu vereinbaren«, sagte Ilona Ritter, die bei der Gewerkschaft für Tarifpolitik zuständig ist. Bedauerlicherweise habe Lufthansa diese Vorschläge aber »nicht ernsthaft aufgegriffen«. Daher habe man sich zu Arbeitskampfmaßnahmen entschlossen. »Der von uns angekündigte Verzicht, die Osterferien nicht mit Arbeitskämpfen zu belasten, wurde anscheinend vom Management nicht als Zeichen unseres Verantwortungsbewusstseins gegenüber den Urlaubsreisenden verstanden«, sagte Ritter. »Wir lassen uns von Lufthansa nicht hinhalten.« Auch bedauere man die Beeinträchtigung für die Kunden der Lufthansa. Agenturen/nd
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