Debakel von Malaga

Deutsche Leichtathletik-Teams beim Europacup weit unter den Erwartungen

Der zweitägige 27. Europapokal im spanischen Malaga endete für die deutsche Leichtathletik mit einem für den DLV fast unvorstellbaren Debakel. Die Männer waren als Cupgewinner von 2004 und 2005 angetreten und wollten erneut um den Sieg kämpfen - sie landeten am Ende auf dem achten und damit vorletzten Platz. Eigentlich steigen sie damit in die B-Gruppe ab. Aber sie haben noch Glück. Der Europapokal 2007 findet in München statt. Nur weil der Gastgeber gesetzt ist, dürfen sie in der Eliteliga verbleiben. Die deutschen Frauen wiederum - im Vorjahr Dritter - strebten in Malaga hinter Seriensieger Russland den zweiten Platz an - sie mussten sich schließlich mit Rang fünf begnügen. »So schlecht haben wir uns noch nie beim Europapokal dargestellt. Das Ergebnis ist nicht nur Pech, sondern desolat, mies, Schrott«, kommentierte der Leitende Bundestrainer im DLV, Jürgen Mallow, den Absturz beider Teams, der auch die bittere Konsequenz hat: Damit nimmt erstmals seit 1979 keine deutsche Mannschaft am Weltcup im September in Athen teil. Hierfür sind Frankreichs und Russlands Männer sowie Russlands und Polens Frauen als die erstplatzierten Teams des Europacups qualifiziert. Die Franzosen fingen mit der letzten Entscheidung die führenden Russen noch ab, während die Russinnen zum zehnten Mal in Folge dominierten. Der Leitende Bundestrainer war ob des Desasters in Erklärungsnot: »Die Athleten waren gut vorbereitet gewesen. Trainingsmethodisch sehe ich keinen Grund, dass etwas verändert werden muss.« Als einzige Schlussfolgerung kündigte Mallow an: »Möglicherweise kommt die Psychologie im DLV zu kurz. Die mentale Einstimmung hat vielfach nicht gestimmt.« Mit dem Blick auf die EM im August in Göteborg trat Mallow die Flucht nach vorn an: »Wir müssen das schnell abhaken und uns auf die störungsfreie EM-Vorbereitung konzentrieren. In Göteborg kann schon wieder alles ganz anders aussehen.« Bei den deutschen Meisterschaften Mitte Juli in Ulm, so glaubt Mallow, werde man zeigen, »dass die deutsche Leichtathletik leistungsstärker ist, als sie sich in Malaga präsentierte«. Dahinter steckt wohl mehr Zweckoptimismus als Realitätssinn. Denn die deutsche Leichtathletik kommt nicht so schnell aus ihrer Krise, die schon seit Jahren anhält. Während die DLV-Teams 2005 sechs Einzelsieger stellten (Männer vier, Frauen zwei), gewannen diesmal nur die zwei Neubrandenburgerinnen: Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (65,54 m) und Kugelstoßerin Petra Lammert (19,36 m). Die Männer mussten sich als beste Einzel-Platzierungen mit Rang zwei durch Diskuswerfer Lars Riedel (Chemnitz/63,47 m) und drei durch Kugelstoßer Ralf Bartels (Neubrandenburg/20,43 m) begnügen. Zu wenig, um den vom DLV dahergeredeten »ersten Schritt zur Rückkehr in die Weltspitze« zu bestätigen. Das Gegenteil ist der Fall!
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