Worum geht es in Afghanistan?
Roland Etzel zu den Wahlen
Der Wahltag in Afghanistan wird ein wichtiger politischer Indikator sein. Darin sind sich fast alle Beobachter einig. Die Übereinstimmung endet, wenn man nach den Kriterien fragt. Die westlichen Paten dieser Wahl flüchten sich bei der Beantwortung in wolkige Nichtigkeiten. Ja, selbstverständlich wünscht man einen Wahlgang frei von sichtbarer wie unsichtbarer Pression, so wie in jedem anderen Land bei jeder anderen Wahl auch.
Für Afghanistan reicht das nicht - wenn man nicht wenigstens dazu sagt, wie viele Menschen vermutlich an der Wahlteilnahme gehindert wurden. Dasselbe gilt für potenzielle Kandidaten, nicht zuletzt Kandidatinnen. Die Bilanz dürfte für letztere schlechter als bei der vergangenen Wahl 2009 ausfallen. Das weiß man hierzulande ebenso gut wie in Washington - und beschweigt es. Denn man müsste sonst sagen, warum man dazu nicht unwesentlich beigetragen hat: Indem man etwa die siegreichen Banditenchefs nicht nur zu regionalen Verbündeten beförderte, sondern sie ohne Not und, ohne auch nur sanften Druck auf sie auszuüben, am Endpunkt der reichlich fließenden Hilfsgelder Platz nehmen ließ. Das wird wohl auch nach dieser Wahl so bleiben.
Schließlich die Taliban. Nach unsteter Ein- und Wiederausladungspolitik zu Verhandlungen durch den Westen sind sie nun, da auch nicht über Umwege auf dem Kandidatenzettel, wieder die Oberbösen. Die Fortdauer des Grundkonflikts im Lande ist damit, unabhängig vom Wahlergebnis, programmiert.
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