Verzicht auf Kerrys Konsenskuchen

Roland Etzel zum Schicksal der Nahostverhandlungen

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Abwärtsspirale dreht sich weiter. Vorbei ist es mit den gemeinsamen Arbeitsessen; Israelis und Palästinenser kündigen eine unbequeme Zusage nach der anderen auf, die sie vor noch nicht so langer Zeit unter US-amerikanischer Nötigung einander gegeben hatten. Vorläufig also keine Verhandlungen mehr oder sonstige Rücksichtnahmen.

Nun könnte man urteilen: Außer (hohen) Spesen nichts gewesen. Hier wurde nur ein bisweilen hochintensives Auf-der-Stelle-Treten eingestellt. Andererseits wohnt jedem noch so quälenden Dialog doch die Hoffnung auf ein Ergebnis inne. Die ist nun passé. Die Wahrheit liegt wohl einmal mehr im Auge des Betrachters. Zwar sind alle betroffen, dennoch nicht gleichermaßen.

Ein israelischer Kommentator meinte launig, beide Seiten seien einfach des halb garen Kuchens überdrüssig, den ihnen US-Außenminister Kerry da servieren wollte. Das mag wahr sein. Allerdings sollte man schon hinzufügen, dass die israelische Seite auf Kerrys Konsenskuchen viel eher verzichten kann. Sie behält ja ihren Vorzugsplatz im palästinensischen Selbstbedienungsladen. Ministerpräsident Netanjahu kündigte gerade genüsslich an, Israel werde sich wieder ein Scheibchen Ostjerusalem abschneiden. Für die Palästinenser bedeutet der Verzicht dagegen wohl erst einmal Nulldiät.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.