Bjarne Riis wieder aufs Rad?

Favoritenschar ist nun größer geworden

  • Tom Mustroph, Straßburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Tour de France hat begonnen. 176 Fahrer von geplanten 198 starteten beim Prolog. Einer, Floyd Lands, leider mit etwas Verspätung. Der Amerikaner wechselte noch kurz vor dem Start einen beschädigten Reifen und kam daher zu spät auf den Startblock zum Zeitfahren. Ein paar Sekunden hat den letzten verbliebenen Top-Favoriten dieses Malheur gekostet. Ein paar weitere verlor der Phonak-Kapitän, als er sich vor Aufregung gleich nach dem Start verschaltete. Statt 9 s Rückstand zu haben, hätte er auch gleich das Gelbe Trikot erobern können.
Da auch am nächsten Tag alle 176 Fahrer das Rennen aufnahmen, kann man fast Normalität konstatieren. Doch der Schatten der fehlenden 22 Sportler liegt weiter über dem Wettkampf. Denn fast alle Konzepte wurden über den Haufen geworfen. T-Mobiles Strategie liegt in Fetzen, ein neuer Plan, etwa Andreas Klöden als neuer Kapitän, ist noch nicht zu erkennen. Bei CSC pflegt man den Galgenhumor. »Wir fahren wie geplant auf Sieg. Bjarne Riis wird dazu wieder aufs Rad steigen«, meint grimmig Bobby Julich. Der Ausfall der beiden Spitzenfahrer hat auch Auswirkunegn auf die anderen Teams. »Es wird mehr Fluchtgruppen geben, denn T-Mobile und CSC müssen nun nicht mehr das Feld zusammenzuhalten«, blickt Gerolsteiners sportlicher Leiter Christian Henn voraus. Henns Truppe hat nach dem Rückzug von Basso, Ullrich, Mancebo und Winokurow nun mit Levy Leipheimer, dem Sechsten des letzten Jahres, den virtuellen Titelverteidiger in seinen Reihen. Einen Podiumsplatz für »seinen« Amerikaner hält Henn nun für aussichtsreich. Streiten muss er sich darum vor allem mit seinem Landsmann Landis, der von seinen physischen Voraussetzungen eine Kopie von Jan Ullrich zu sein scheint.
Hinter Landis ist das Rennen offen wie nie. Spätstarter Andreas Klöden (T-Mobile) zeigte mit 17 s Rückstand eine für ihn passable Leistung. Sein persönlicher Trainer Thomas Schediwie erwartet viel von ihm bei dieser Tour. Alejandro Valverde, der trotz Erwähnung in den Untersuchungsakten von Madrid starten durfte, fühlt sich besser als im letzten Jahr. Da hatte der Spanier bis zu seiner Knieverletzung als einziger Lance Armstrong noch zusetzen können. Ein Joker bleibt der Ex-Mountainbiker Cadel Evans. Gut in Form ist der Australier. Beim Zeitfahren hat er zugelegt, am Berg verfügt er über Power. Sein Landsmann und Teamkollege bei Lotto, Robbie McEwen, hat bereits versprochen, für Evans alles zu geben. Es könnte aber auch ganz anders kommen. Gestern ging es dann auf relativ flachem Terrain rund um Straßburg über 184,5 km. Den Zielsprint gewann der Franzose Jimmy Casper vor McEwen und Erik Zabel. In Gelb fährt heute George Hincapie (USA).

Prolog, in Straßburg (7,1 km): 1. Hushovd (Nor) 8:17 min, 2. Hincapie (USA)1 s, 3. Zabriskie (USA) 4, 4. Lang (Erfurt), 5. Valverde (Spa), 6. OGrady (Aus) alle 5.
1. Etappe (184,5 km) mit Start und Ziel in Straßburg: 1. Casper (Fra) 4:10:00 h, 2. McEwen (Austr), 3. Zabel, 4. Bennati, 5. Paolini (beide Ita).
Gesamt: 1. Hincapie 4:18:15 Stunden, 2. Hushovd 0:02 Minuten zurück, 3. Zabriskie 0:06, 4. Lang 0:06, 5. Valverde, 6. O'Grady beide gl. Zt... 19. Grabsch (Wittenberg) 0:16, 26. Klöden (Mittweida), 27 Fothen (Kaarst) 0:19, 46. Scholz (Herrenberg) 0:25, 50. Voigt 0:26.
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