Per App die eigene künstliche Niere überwachen
EU-Kommission startet Konsultation zu mobilen Gesundheitsdiensten
Brüssel. Mit dem Handy die eigenen Fitnesswerte oder sogar eine künstliche Niere überwachen: Apps zur Gesundheitsvorsorge und medizinischen Behandlung haben nach Einschätzung der EU-Kommission ein riesiges Potential. Um Chancen und Risiken der Technik zu untersuchen, startete die Brüsseler Behörde am Donnerstag eine öffentliche Befragung. Patienten, Ärzte, Gesundheitspolitiker und andere können bis zum 3. Juli im Internet ihre Meinung beisteuern.
Schon jetzt boomen die kleinen Programme auf dem Gebiet von Gesundheit und Fitness, wie die Kommission erklärte. In App-Stores wie iTunes würden fast 100.000 verschiedene der spezialisierten Programme angeboten, die vor allem auf Mobiltelefonen und Tablet-Computern laufen.
Die Apps könnten den Kranken unabhängiger vom Arzt und insbesondere von Praxisbesuchen und Krankenhausaufenthalten machen, führte die Kommission an. Generell verschafften sie dem Patienten ein Plus an Kontrolle, denn er sehe die Informationen über seine Gesundheit und könne - in einem gewissen Rahmen - mehr selbst entscheiden.
Das Gesundheitssystem werde entlastet, erklärte die Kommission weiter, denn Ärzte und Pfleger müssten weniger Zeit mit dem Erheben von Daten verbringen und könnten sich auf die Behandlung konzentrieren. Bei einem Forschungsprojekt in Graz werde zum Beispiel ein System getestet, das mit Sensoren Blutzuckerspiegel, Nährstoffaufnahme, eingenommene Medikamente und Insulinempfindlichkeit misst. Die Daten würden zentral gespeichert und könnten von Medizinern auf Tablet-Computern eingesehen werden.
Sogar bei schweren Fällen wie Nierenversagen könnten Apps Hilfe bringen: Ein weiteres Pilotprojekt testet den Angaben zufolge tragbare Dialysegeräte. Sie sind »mit einer persönlichen Nieren-App« auf dem Handy des Patienten verbunden, die bei schlechten Werten Alarm schlägt. Dieses Projekt wird von der Kommission gefördert.
Allerdings liegen auch Gefahren der Technik auf der Hand. Die Kommission will in ihrer Konsultation zum Beispiel wissen, ob das Datenschutzrecht für die Gesundheitsapps spezielle Regeln treffen muss. Offen ist ferner, welcher Apparat wann als medizinisches Gerät gilt und entsprechenden Anforderungen unterliegt. AFP
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.