Anti-Doping-Dienst nach Vorschrift

Tour de France: Kontrollen an der Realität vorbei

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Plan der Tour, von der Doping-Problematik verschont zu werden, wird nicht aufgehen. UCI-Präsident Patrick McQuaid, gewöhnlich nicht der schnellste in Fragen Anti-Doping, kündigte an, dass so schnell wie möglich Sanktionen gegen die Dopingverdächtigen im Skandal von Madrid verhängt werden sollen. »Wir warten nur noch auf die Übersetzung der spanischen Dokumente (ca. 50 Seiten - d.R.) sowie auf ein weiteres Dossier im Umfang von etwa 300 Seiten.« Als Zeitrahmen gab McQuaid zwei Wochen an. Wenn das Peloton sich zwischen Alpen und Pyrenäen befindet, könnte also Basso, Ullrich & Co. ihr endgültiges Schicksal ereilen. Vier Jahre Rennpause drohen den ProTour-Fahrern. Die Art der Sanktionierung liegt aber in den Händen der nationalen Verbände. Der australische kündigte bereits kurz nach dem Ausschluss von Allan Davis (Astana-Würth) eigene Untersuchungen an. Der deutsche hält sich noch zurück, obwohl neben Ullrich auch Jörg Jaksche betroffen ist. Auf ProTour-Ebene ist der Madrider Skandal damit rein zahlenmäßig durchaus ein deutscher Skandal. Während UCI-Chef McQuaid Handlungsstärke demonstriert, läuft auf der alltäglichen Ebene der Kontrollen alles wie gewöhnlich. »Nach Madrid haben wir keine besonderen Maßnahmen ergriffen«, sagt UCI-Kontrolleur Giovanni Meraviglia. Blutproben werden von jedem Etappensieger, jedem Trikotträger und fünf per Los bestimmten Fahrern genommen. Bei den Urinproben wartet der Commissaire manchmal drei Stunden, bis das Röhrchen gefüllt ist. Ein Ordner, der aufpasst, dass niemand Unbefugtes den Anti-Doping-Bereich betritt, meint augenzwinkernd: »Drei Stunden helfen zuweilen, dass bestimmte Substanzen im Körper abgebaut werden.« Unter den Augen von Meraviglia werden die Proben in eine Kühltasche gepackt und noch am gleichen Abend in ein Labor in Paris gebracht. »Die Analyse dauert zwei bis drei Tage.« Ob die Methoden bei der technologischen »Feinjustierung« der Fahrer noch wirksam sind, will er nicht entscheiden. »Für medizinische Fragen bin ich nicht zuständig«, hält er sich zurück. So führt ein Apparat stupide aus, was seinen Zweck schon verfehlt hat. Wenn der Radsport »sauber« werden will, ist er auf Justiz und Wissenschaft angewiesen. Auf sich selbst gestellt, ist er hilflos. 2. Etappe, Obernai - Esch-sur-Alzette/Luxemburg (228,5 km): 1. McEwen (Aus) 5:36:14, 2. Boonen (Bel), 3. Hushovd (Nor), 4. Freire (Spa), 5. Bennati, 6. Paolini (beide Ita), 7. OGrady (Aus), 8. Eisel (Öst), 9. Zabel (Unna), ... 17. Klöden (Swz, 28. Sinkewitz (Künzell), 70. Lang (Erfurt), 105. Voigt (Berlin) alle gleiche Zeit. Gesamtwertung nach 2. Etappe: 1. Hushovd (Nor) 9:54:19, 2. Boonen (Bel) + 0:05 min, 3. McEwen (Aus) + 0:08, 4. Hincapie (USA) + 0:10, 5. Zabriskie (USA) + 0:16, 6. Lang (Erfurt) gl. Zeit, 25. Klöden (Schweiz) + 0:29 min.
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