Agrosprit fördert Klimawandel
US-Studie: Maistreibstoff ist zumindest kurzfristig umweltschädlicher als herkömmliches Benzin
Agrotreibstoffe produzieren sieben Prozent mehr schädliche Kohleemissionen als normales Benzin. Das weist eine am Sonntag im Wissenschaftsmagazin »Nature Climate change« veröffentlichte Arbeit nach.
Für die Studie, die im Auftrag der US-Regierung erstellt wurde, haben die Wissenschaftler nicht nur Abgase gemessen, sondern auch einberechnet, dass die für die Treibstoff- und Ethanolgewinnung verwendeten Reste einer Maisernte traditionell von den Farmern in den Boden untergepflügt würden - also keine Kohlenstoffbelastung darstellten wie bei der konventionellen Treibstoffherstellung.
Der Bericht der Wissenschaftler kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die US-Regierung ohnehin den Geldhahn zur Unterstützung der Agrokraftstoffhersteller langsam zudreht. Der Sektor war mit Staatshilfe in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Im vergangenen Jahr hat die US-Regierung eine Milliarde Dollar (723 Millionen Euro) zur Förderung der Ethanolherstellung ausgegeben. Die Hälfte davon entsteht aus Mais. Die Ethanolindustrie hat ein Volumen von 30 Milliarden Dollar im Jahr.
»Ich weiß, dass die Forschungsergebnisse umstritten sein werden«, sagte Professor Adam Liska von der Universität Nebraska, der Verantwortliche der Autorengruppe des Berichts. Jan Koninckx vom Chemiegiganten DuPont widersprach der Studie auch sofort. Die unterstellten Mengen an den »stover« genannten Produktionsresten seien zu hoch. Man gehe von einem »extremen Szenario« aus, das - wäre es realistisch - sowohl das Ackerland als auch die Viehzucht gefährden würde. Die Studie ergebe deshalb »keinen Sinn«.
Professor Liska meinte dagegen, es sei für den beschriebenen Effekt unerheblich, wie viele Produktionsreste verwendet werden. Das Verhältnis von Biokraftstoff und Schadstoffen ändere sich nicht.
Die US-Regierung hat sich mit 500 000 Dollar an den Kosten der Studie beteiligt. Dennoch gab die Umweltschutzbehörde EPA eine Erklärung heraus, dass sie »keine nützliche Information« enthalte. Die EPA hatte zuvor festgestellt, dass Ethanol auf Maisbasis 60 Prozent weniger Treibhausgase verursache als Benzin.
Jüngste Maßnahmen der EPA lassen allerdings vermuten, dass auch die Umweltregulierer dort die Vorteile von Ethanol argwöhnisch beäugen. Die EPA ist dabei, den Anteil von Agrokraftstoffen, die dem Benzin beigemischt werden müssen, zu reduzieren. Eine endgültige Entscheidung soll im Juni fallen. Das 2007 verabschiedete Gesetz sieht die Beimischung von bis zu 15 Prozent Ethanol vor. Die Auto- und die Ölindus- trie haben dagegen protestiert.
Die anstehende EPA-Entscheidung macht den Agrokraftstoffherstellern Sorgen. Sie setzten auf die Zielvorgabe von 15 Prozent Beimischung und haben entsprechend investiert. 5,7 Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) seien dafür ausgegeben, erklärt die Biotechnology Industry Organization. Weitere 95 Milliarden seien geplant. Christopher Standlee, Vizepräsident von Abengoa Bioenergy nannte die Situation »sehr frus- trierend«. Die spanische Abengoa baut derzeit für 500 Millionen Dollar eine Ethanolraffinerie in Kansas.
Der Bioindustrie-Verband geht nicht mehr davon aus, dass das im Gesetz von 2007 vorgesehene Ziel einer Produktion von 21 Milliarden Gallonen (79,5 Milliarden Litern) Biokraftstoffen zu erreichen ist, sagte Verbandssprecher Paul Winters.
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