Markenschutz und Image wichtiger als sauberer Sport

Rad-Team T-Mobile beteiligt sich nicht an Aufklärung im Dopingskandal

  • Lesedauer: 2 Min.
Das Unternehmen T-Mobile hat zwei bemerkenswerte Schritte unternommen. Es hat, als Unterlagen eine Verbindung zwischen dem Dopingarzt Eufemiano Fuentes und den T-Mobile-Angestellten Rudy Pevenage, Jan Ullrich und Oscar Sevilla nahelegten, letztere umgehend suspendiert. Und es hat bekannt gegeben, nicht vorzeitig den Sponsorenvertrag mit dem Rennstall zu kündigen. »Wir wollen nicht vor Dopingbetrügern in die Knie gehen«, hieß es. Die Unternehmensführung hat Konsequenz bewiesen. Sie hat ihr Engagement im Radsport bekräftigt, gleichzeitig aber auch für einen sauberen Radsport geworben. Weitere Maßnahmen verstärken diesen Eindruck. Der Australier Michael Rogers, die deutsche Nachwuchshoffnung Patrick Sinkewitz und der Italiener Eddy Mazzoleni, die ihre Trainingspläne von Michele Ferrari schreiben lassen, wurden aufgefordert, ihre Zusammenarbeit mit diesem einzustellen. Hintergrund: Der Armstrong-Vertraute Ferrari ist gerichtsfest des Dopings überführt und könnte ein schlechtes Licht auf den gebeutelten Rennstall werfen. Darüber hinaus, gab T-Mobile-Pressesprecher Stefan Wagner bekannt, sollen auch jene Profis, die zum Ullrich-Arzt Luigi Cecchini, ein früherer Mitarbeiter von Ferrari und enger Freund von Fuentes, Kontakt halten, diesen aufkündigen. Es handelt sich nach ersten Informationen um eine weitere deutsche Nachwuchshoffnung, Linus Gerdemann, und den italienischen Bergspezialisten Guiseppe Guerini. »Am Ende der Tour werden wir mit beiden reden. Es gilt dasselbe wie für die Zusammenarbeit mit Ferrari: Es besteht kein Verdacht auf Doping. Es wurden nur Trainingspläne geschrieben. Aber der Druck der Öffentlichkeit führt dazu, dass wir jeden Zweifel ausschließen wollen«, erläutert Wagner die Hintergründe. T-Mobile entkommt dem Thema Doping nicht. Kurz nach dem Erfolg von Matthias Kessler auf der 3. Etappe informierten die Bonner über den nächsten Fall: Jörg Ludewig, der nicht im Tour-Team steht, soll sich vor acht Jahren, als er noch für ein anderes Team fuhr, aktiv um Dopingmittel bemüht haben. Das geht aus einem Fax hervor, über dessen Herkunft bisher nichts verlautete. Fazit: T-Mobile vermeidet seit kurzem sorgsam jede Berührung mit Dopingverdächtigen. An der Aufklärung beteiligt man sich jedoch nicht. Es wird nicht nachgeforscht, ob zu den Trainingsplänen von Ferrari, Cecchini & Co. auch die Einnahme verbotener Substanzen gehört. Die Erkenntnisse der Guardia Civil, die u.a. Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Ullrichs Leistung beim Zeitfahren in Italien wecken, werden nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, so dass weiter die Ungewissheit bleibt: Ist Ullrich ein Doper oder nur Opfer einer Fehlkombination? Alle Maßnahmen dienen nur dem Ziel, die Marke T-Mobile an den Klippen der Imageschädigung durch Dopingnähe vorbeizumanövrieren. Echtes Antidoping-Managment sieht anders aus.
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