Statistik über linke Straftaten »abstrus«

Massiver Anstieg geht zu beträchtlichem Teil auf Sitzblockade gegen Neonazis zurück / Ermittler: »Man muss sich fragen, ob es Sinn macht«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der von den Behörden gemeldete massive Anstieg der Zahl politisch motivierter Straftaten von links im vergangenen Jahr um 40 Prozent geht zu einem beträchtlichen Teil auf »Verstöße gegen das Versammlungsgesetz« zurück, wobei es sich vor allem um Sitzblockaden gegen Naziaufmärsche handelt. Die Gesamtzahl dieser Verstöße ist von 802 auf 1924 gestiegen, berichtet der »Spiegel« und schreibt, »die Bedrohung der Inneren Sicherheit durch linksextremistische Straftäter ist weniger besorgniserregend, als es jüngste Statistiken glauben machen«. In Polizeikreisen wird laut dem Magazin die Statistik als »abstrus« gewertet. »Wenn jemand aus dem bürgerlichen Lager an einer Sitzblockade teilnimmt, begeht er zwar eine Straftat. Aber man muss sich fragen, ob es Sinn macht, das als 'Politisch motivierte Kriminalität links' zu melden«, wird ein hochrangiger Ermittler zitiert. Das Bundesinnenministerium habe bereits das Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter aufgefordert, den so genannten Themenfeldkatalog für politisch motivierte Straftaten zu überarbeiten. Eine entsprechende Empfehlung an die Innenministerkonferenz wird aber vermutlich erst im kommenden Jahr vorliegen.

Erst am Freitag bekanntgeworden, dass die Zwickauer Staatsanwaltschaft nach den Protesten gegen einen Naziaufmarsch am 1. Mai in Plauen gegen 393 Teilnehmer einer Sitzblockade ermittelt. Es wurden vor allem Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.