Siemens will 15 Prozent mehr Profit
Erneut Stellenabbau beim Elektrokonzern befürchtet
Der deutsche Elektrokonzern Siemens will seinen Profit im laufenden Geschäftsjahr um mindestens 15 Prozent steigern. Das erklärte der Konzernvorstand um den Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser und den Finanzvorstand Ralf Thomas am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin.
Dabei kündigte der seit August 2013 amtierende Chef Kaeser nach einem durchwachsenen zweiten Geschäftsquartal einen tief greifenden Umbau des Konzerns an. Im Rahmen des unter dem Namen »Vision 2020« laufenden Vorhabens sollen etwa die Verwaltungskosten bis zum Herbst 2016 um eine Milliarde Euro gedrückt werden. Dazu wolle man die Zahl der Unternehmenssparten von 16 auf neun reduzieren. Grundsätzlich solle stärker in Wachstumsfelder wie Energietechnik, Automatisierung und Digitalisierung investiert werden.
Konkret will Siemens u.a. seinen medizintechnischen Bereich auf eigene Füße stellen; die als »Siemens Audiology Solutions« firmierende Hörgerätegesparte soll an die Börse gebracht werden. Die angestrebte Übernahme des Gasturbinen- und Kompressorengeschäfts von Rolls Royce ist nach Angaben des Unternehmens sicher.
Gleichermaßen geht der Umbau beim Führungspersonal weiter: So wird der bisher für den Energiesektor zuständige Manager Michael Süß im August durch die Shell-Managerin Lisa Davis ersetzt.
Den Mitarbeitern des Konzerns könnte im Zuge dieses Umbaus ein weiterer Aderlass drohen. Nach Informationen der dpa könnten 5000 bis 10 000 Jobs in Gefahr geraten - vor allem in den Verwaltungsbereichen. Offiziell äußerte sich Kaeser dazu indessen nicht. Er sagte aber, »wer Bürokratieabbau fordert, der muss wissen, dass Bürokratie auch Gesichter hat«.
Dies rief die Gewerkschaft auf den Plan. Auch wenn Gespräche grundsätzlich begrüßt werden, warnte Bayerns IG-Metall-Bezirkschef Jürgen Wechsler davor, die strukturelle Neuorganisation »als Deckmantel für ein Programm zur Kostensenkung oder zum Stellenabbau« zu missbrauchen. Um dem entgegenzuwirken, ist am 23. Mai ein bundesweiter Aktionstag an allen Siemensstandorten geplant. Dort soll für Beschäftigungsaufbau und Arbeitsplatzsicherung geworben werden, sagte der Zweite Bevollmächtigte der Berliner IG Metall Klaus Abel gegenüber »nd«. Erst vergangenes Jahr hatte Siemens rund 15 000 Stellen gestrichen.
Nach Konzernerklärungen soll eine stärkere Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg grundsätzlich angestrebt werden. Hierfür wolle der Konzern erfolgsabhängig jährlich bis zu 400 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
Weiterhin betonte Kaeser »ernsthaftes« Interesse an einer Übernahme des Energietechnikbereichs des französischen Konkurrenten Alstom. Die französische Regierung hatte zuletzt deutlich gemacht, dass sie einen Deal mit Siemens in einem Wettbieten mit dem US-amerikanischen Konzern General Electric favorisieren würde.
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