Kein Wunder
Ingolf Bossenz fragt sich, welcher Papst »Pillen-Paul« als Seliger folgt
Ist das Verfahren zur Seligsprechung erst einmal eingeleitet, kommt das Wunder ganz gewiss. So auch bei Paul VI. (Papst von 1963 bis 1978), dessen Beatifikation im Oktober dieses Jahres nun nichts mehr im Wege steht.
Laut Radio Vatikan handelt es sich bei dem Mirakel um die medizinisch unerklärliche Heilung eines noch ungeborenen Kindes von einer unheilbaren Krankheit. Wie passend. Schließlich ist Giovanni Battista Montini der Nachwelt vor allem als kategorischer Gegner künstlicher Methoden der Empfängnisverhütung in Erinnerung geblieben. Die Markteinführung der Antibabypille konterte er mit seiner Enzyklika »Humanae vitae«, die ihm den Uznamen »Pillen-Paul« eintrug. Nun ist so eine Seligsprechung kein Pillepalle, sondern großer Bahnhof, der noch keine Endstation ist. Denn als nächstes droht die Heiligsprechung. Pauls Vorgänger Johannes XXIII. und sein Nachfolger Johannes Paul II. haben das vor zwei Wochen schon geschafft.
Da Johannes Paul I. bereits nach 33 Amtstagen das Zeitliche segnete, Benedikt XVI. noch lebt und Franziskus sogar im Amt ist, konzentriert sich die selig machende Energie der Una Sancta nunmehr vermutlich auf die lang ersehnte sakrale Erhebung des vorbildlichen Antikommunisten und Diktatorenfreundes Pius XII. (Papst von 1939 bis 1958), dessen Seligsprechungsprozess 1965 von Paul VI. eingeleitet wurde. Ein Wunder wäre das nicht.
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