Deutschland - Portugal: Beste Zutaten für ein Fußballfest
Match in Stuttgart kann Plädoyer für das Spiel um Platz drei werden
Über den Sinn und Unsinn eines »kleinen Finales« werden wohl noch Generationen streiten - nur ein Pflicht-Duell unter Gescheiterten oder ein abschließender sportlicher Wettstreit als Versöhnung nach einem großen Turnier?
Das Spiel um Platz drei bei der WM 2006 heute Abend in Stuttgart wird sehr wahrscheinlich den Befürwortern dieses Spiels gute Argumente liefern. Denn die Zutaten für ein Fußball-Festmahl sind einfach bester Güte bei Deutschland gegen Portugal: zwei Teams, die beide meist mit wehenden Fahnen in die Offensive gegangen sind, hier der Gastgeber mit dem Team; das die Welt überrascht hat, dort die Mannschaft mit den großen Namen Figo, Deco, Cristiano Ronaldo - aber ein Team, das es wieder nicht geschafft hat.
Wie das deutsche. »Generell ist es nicht das Finale, dass wir uns gewünscht haben«, sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann gestern in Berlin vor der Abreise nach Stuttgart, »aber für das Spiel nehmen wir uns ganz viel vor. Wir wollen Portugal schlagen.«
Als Dritter ließe sich am Sonntag auch besser feiern auf der Fanmeile am Brandenburger Tor, wo sich die deutsche Nationalmannschaft um 15 Uhr zum Direktkontakt mit ihren Anhängern verabredet hat und wo 500 000 DFB-Jünger erwartet werden. Ob ihn diese Massen in seiner Entscheidung über Zukunft als Bundestrainer beeinflussen könnten, wurde Klinsmann gefragt. Nein, das bleibe eine »Familienangelegenheit«.
Das »kleine Finale«, für das kühles Wetter vorhergesagt ist, könnte auch ein Spiel der großen Gesten werden: So verzichtet Jens Lehmann zugunsten von Oliver Kahn auf seinen Stammplatz zwischen den Pfosten der DFB-Elf. Nun bekommt der deutsche WM-Held von 2002 doch noch seinen WM-Einsatz. Weil Michael Ballack am Knie verletzt ausfällt, wird der Bayern-Keeper sogar mit der Kapitänsarmbinde auflaufen. »Das macht bei uns der, der die meisten Länderspiele hat«, erklärte der Bundestrainer den überraschenden Wechsel des Spielführers. Kahn, in mehr als 600 deutschen WM-Minuten nur Zuschauer auf der Bank, läuft nun zum 49. Mal als Kapitän und zum 86. Länderspiel auf. Ist es vielleicht das letzte?
Den finalen großen Auftritt mit der »Seleccao« hat heute Portugals Kapitän. Mit Luis Figos 127. Länderspiel, dem »definitiv letzten«, endet für Portugals Fußball eine Ära. Erfolgreich? »Die WM ist noch nicht vorbei«, versucht der 33-jährige die Mitspieler zu motivieren. Aber die Luft scheint ein wenig raus, auch weil sich die Anzeichen dafür häufen, dass Trainer Luiz Felipe Scolari zurücktritt. Mittelfeldchef Deco jedenfalls ist gedanklich schon in der Regeneration. »Ich denke nur daran, mich auszuruhen, um mich beim FC Barcelona gut präsentieren zu können«, lautet des Profis Plädoyer gegen ein »kleines Finale«.
Zurück zu den symbolischen Gesten also, die anscheinend der deutschen Mannschaft vorbehalten sind: Jürgen Klinsmann kündigte gestern an, Miroslav Klose beim Kampf um die Torjägerkrone zu unterstützen. Der Bremer spielt von Beginn an, und auch ein Elfmeter wäre wohl sicherlich ihm zur Ausführung überlassen.
Für die verletzten Arne Friedrich und Per Mertesacker rücken heute Marcell Jansen links und Robert Huth innen in die Abwehr. Jansen kommt damit zum ersten WM-Einsatz, auf den auch noch Thomas Hitzlsperger wartet. Sollte auch der angeschlagene Tim Borowski ausfallen, könnte der Stuttgarter im heimischen Stadion sein WM-Debüt erleben. Es wäre ein weiteres schönes Zeichen für die Zukunft, die Klinsmann einem jungen Spieler gewähren könnte.
Das allerschönste Szenario allerdings würde einem anderen Stuttgarter zum Einsatz verhelfen. Man stelle sich vor, Oliver Kahn ginge nach 80 Minuten unter tosendem Extra-Applaus, Jens Lehmann nähme ihn an der Außenlinie in den Arm, und Timo Hildebrandt käme ins Spiel, der dritte Mann, der in zwei Jahren Torwart-Zoff stets brav gewartet hat.
Zwei Große nähmen versöhnt Abschied, ein Neuer finge an - besser könnte man diesem »kleinen Endspiel« nicht zu einem großen Finale verhelfen.
TV-Tipp
Sonnabend
ZDF: 19.25 - 21.00 Uhr: WM-Studio. 21.00 - 23.00 Uhr: Spiel um Platz 3: Deutschland - Portugal. 23.00 - 23.30 Uhr: WM-Studio.
ARD: 18.10 - 18.45 Uhr: WM-Sportschau.
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Das Spiel um Platz drei bei der WM 2006 heute Abend in Stuttgart wird sehr wahrscheinlich den Befürwortern dieses Spiels gute Argumente liefern. Denn die Zutaten für ein Fußball-Festmahl sind einfach bester Güte bei Deutschland gegen Portugal: zwei Teams, die beide meist mit wehenden Fahnen in die Offensive gegangen sind, hier der Gastgeber mit dem Team; das die Welt überrascht hat, dort die Mannschaft mit den großen Namen Figo, Deco, Cristiano Ronaldo - aber ein Team, das es wieder nicht geschafft hat.
Wie das deutsche. »Generell ist es nicht das Finale, dass wir uns gewünscht haben«, sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann gestern in Berlin vor der Abreise nach Stuttgart, »aber für das Spiel nehmen wir uns ganz viel vor. Wir wollen Portugal schlagen.«
Als Dritter ließe sich am Sonntag auch besser feiern auf der Fanmeile am Brandenburger Tor, wo sich die deutsche Nationalmannschaft um 15 Uhr zum Direktkontakt mit ihren Anhängern verabredet hat und wo 500 000 DFB-Jünger erwartet werden. Ob ihn diese Massen in seiner Entscheidung über Zukunft als Bundestrainer beeinflussen könnten, wurde Klinsmann gefragt. Nein, das bleibe eine »Familienangelegenheit«.
Das »kleine Finale«, für das kühles Wetter vorhergesagt ist, könnte auch ein Spiel der großen Gesten werden: So verzichtet Jens Lehmann zugunsten von Oliver Kahn auf seinen Stammplatz zwischen den Pfosten der DFB-Elf. Nun bekommt der deutsche WM-Held von 2002 doch noch seinen WM-Einsatz. Weil Michael Ballack am Knie verletzt ausfällt, wird der Bayern-Keeper sogar mit der Kapitänsarmbinde auflaufen. »Das macht bei uns der, der die meisten Länderspiele hat«, erklärte der Bundestrainer den überraschenden Wechsel des Spielführers. Kahn, in mehr als 600 deutschen WM-Minuten nur Zuschauer auf der Bank, läuft nun zum 49. Mal als Kapitän und zum 86. Länderspiel auf. Ist es vielleicht das letzte?
Den finalen großen Auftritt mit der »Seleccao« hat heute Portugals Kapitän. Mit Luis Figos 127. Länderspiel, dem »definitiv letzten«, endet für Portugals Fußball eine Ära. Erfolgreich? »Die WM ist noch nicht vorbei«, versucht der 33-jährige die Mitspieler zu motivieren. Aber die Luft scheint ein wenig raus, auch weil sich die Anzeichen dafür häufen, dass Trainer Luiz Felipe Scolari zurücktritt. Mittelfeldchef Deco jedenfalls ist gedanklich schon in der Regeneration. »Ich denke nur daran, mich auszuruhen, um mich beim FC Barcelona gut präsentieren zu können«, lautet des Profis Plädoyer gegen ein »kleines Finale«.
Zurück zu den symbolischen Gesten also, die anscheinend der deutschen Mannschaft vorbehalten sind: Jürgen Klinsmann kündigte gestern an, Miroslav Klose beim Kampf um die Torjägerkrone zu unterstützen. Der Bremer spielt von Beginn an, und auch ein Elfmeter wäre wohl sicherlich ihm zur Ausführung überlassen.
Für die verletzten Arne Friedrich und Per Mertesacker rücken heute Marcell Jansen links und Robert Huth innen in die Abwehr. Jansen kommt damit zum ersten WM-Einsatz, auf den auch noch Thomas Hitzlsperger wartet. Sollte auch der angeschlagene Tim Borowski ausfallen, könnte der Stuttgarter im heimischen Stadion sein WM-Debüt erleben. Es wäre ein weiteres schönes Zeichen für die Zukunft, die Klinsmann einem jungen Spieler gewähren könnte.
Das allerschönste Szenario allerdings würde einem anderen Stuttgarter zum Einsatz verhelfen. Man stelle sich vor, Oliver Kahn ginge nach 80 Minuten unter tosendem Extra-Applaus, Jens Lehmann nähme ihn an der Außenlinie in den Arm, und Timo Hildebrandt käme ins Spiel, der dritte Mann, der in zwei Jahren Torwart-Zoff stets brav gewartet hat.
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