Die Kundschaft sitzt am Golf

Auf der ILA buhlen Boeing und Airbus um Aufträge

  • Birthe Blechschmidt 
und Burkhard Fraune, Schönefeld
  • Lesedauer: 2 Min.
Während die Nachfrage nach Jumbojets in Asien und den arabischen Staaten boomt, hängt Europa hinterher.

Die Demonstration war eindeutig: Den Giganten A380 bringt die Fluggesellschaft Emirates zur Luftfahrtmesse ILA, der mit Spannung erwartete A350 trägt das Logo von Katar. Als Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für das Eröffnungsfoto posiert, stellt die Golf-Airline mit der Antilope im Emblem die Kulisse - nicht Lufthansa oder Air Berlin.

»In den nächsten 20 Jahren wird es eine dramatische Verschiebung weg von Westeuropa hin zu China, Asien und Lateinamerika geben«, sagt Airbus-Vertriebschef John Leahy. Dort wachsen die Megastädte, die am besten mit Riesenfliegern wie der doppelstöckigen A380 verbunden werden sollen. Vor allem die Golf-Airlines zählen zu den Wachstumstreibern bei großen Passagierflugzeugen. Während die Airlines hierzulande über Ticketsteuer und Klimaabgaben klagen, geht weltweit dank steigender Passagierzahlen die Post ab - trotz wachsender Kosten und hoher Spritpreise. Die Nachfrage nach verbrauchsarmen Flugzeugen beschert den Flugzeuggiganten Boeing und Airbus einen beispiellosen Auftragsboom.

Europaprimus Airbus setzt besondere Hoffnung in den neuen A350, der - noch in der Erprobung - in Schönefeld auf der Piste des unfertigen Hauptstadtflughafens BER landete. Der Langstreckenjet soll neben der A320-Familie für Jahrzehnte zum Kassenschlager werden. Erst unter dem Druck großer Kunden hatte Airbus entschieden, das Konkurrenzmodell zum Dreamliner 787 von Boeing als völlige Neukonstruktion in Angriff zu nehmen. Erstkunde Katar soll Ende 2014 die erste Maschine bekommen. Airbus-Chef Fabrice Brégier: »Wir haben uns hochgesteckte Ziele gesetzt.«

Die Flugzelle besteht zu mehr als der Hälfte aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen, die leichter sind als das sonst verbaute Aluminium. Auch Boeing setzt auf Leichtbauweise: Das spart Treibstoff und ist auch in der Wartung vorteilhaft. Aber: »Der Aufwand ist enorm, die Produktionskosten sind zu hoch. Es wird lange dauern, bis mit dem Flugzeug Geld verdient wird«, erklärt Luftfahrtexperte Peter Pletschacher. Aus den enormen Problemen des US-Herstellers Boeing hat Airbus laut eigenen Angaben viel gelernt.

Aber auch beim A350 liegen die Entwicklungskosten nach Schätzungen bei über zehn Milliarden Euro. Die großen Ertragsbringer von Airbus werden deshalb auf lange Zeit die Mittelstreckenflugzeuge der A320-Familie bleiben, prognostizieren Branchenkenner.

Die Branchenschwergewichte Boeing und Airbus werden sich nach Expertenschätzungen auch in den nächsten Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Ernste Konkurrenz ist weder aus Russland noch aus China in Sicht. Airbus sieht sich unterdessen bei den Bestellungen gleichauf mit Boeing. Seit Jahresbeginn habe Airbus 236 Bestellungen bekommen, so Leahy. Netto - also nach Annullierungen - verzeichnete Airbus bis Ende April allerdings nur 142 Bestellungen - Boeing dagegen 288. dpa/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!