Der Oligarch wird zum Streikführer
Nach längerer Schaukelpolitik hat sich Rinat Achmetow ausgerechnet mit dem Aufruf zu Warnstreiks klar festgelegt - auf seine ureigensten Interessen. Der etwa elf Milliarden Euro schwere ukrainische Oligarch forderte zum Widerstand gegen die Separatisten und zugleich zum Frieden im Donbass auf.
Im Februar ließ der langjährige Abgeordnete des ukrainischen Parlaments in Kiew seinen Präsidenten Viktor Janukowitsch und damit den Chef der von ihm selbst finanzierten Partei der Regionen fallen. Danach war er weder so recht für noch gegen die neuen Kiewer Machthaber. Für eine einheitliche Ukraine und starke Regionen trat er aber wiederholt öffentlich ein.
In der leidenschaftlichen Videobotschaft an seine Ostukrainer - »Ich wurde hier geboren. Ich lebe hier.« - tat die rote Krawatte wirklich gar nichts zur Sache. Sehr wohl aber die Empörung des Unternehmers über eine Blockade der Eisenbahn. Damit sterbe die Industrie, klagte der 47-Jährige. Ihm sind besonders im Donez-Becken dank der Holding System Capital Management (SCM) viele seiner mehr als 100 Unternehmen und deren Beschäftigte dienstbar und bringen Profit. Allein in Mariupol, wo seine Arbeiter schon Barrikaden abräumten, gebietet der Unternehmer über zwei Stahlwerke mit insgesamt 50 000 Beschäftigten. Woher der Grundstock des gewaltigen Vermögens des tatarischen Bergarbeitersohnes stammt, weiß man freilich nicht. Dass es irgendwie mit seiner früheren Tätigkeit als Sicherheitschef des 1995 bei einem Bombenattentat ums Leben gekommenen Geschäftsmannes Achat Bragin zu tun haben könnte, ließe sich vermuten.
Der Mehrung des Reichtums von Achmetow dient Frieden besser als jede Art von Krise. Produktion am Rande der Ukraine für Russland ist allemal besser als nur am Rande in Russland. Sogar Oligarch ist man besser unter wenigen bei einer schwachen Zentrale in Kiew als unter vielen bei einer starken Zentrale in Moskau - das zeigte schon der Fall des Oligarchen-Kollegen Michail Chodorkowski.
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